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II.
Herr Gott, du bist der Kriegesmann, Wie hoch wird Arm und Reich bedrängt,
Der aller Unruh steuern kann, Die Städte und Dörfer man wegsengt,
Der Büchsen, Spieß und Schwert zerbricht, Die Kirchen und Schulen man zerstört,
Du bleibest unsre Zuversicht. Das Land wird jämmerlich verheert,
Schau an den Jammer und große Not, Die Nahrungen liegen gar darnider,
Die uns jetzund umfangen hat, Es nehren sich nur wüst die Brüder,
Weil sich erhebt zu dieser Zeit Für den'n Man nicht zur Ruh kann bleiben,
Groß Unfried, Aufruhr, Krieg und Streit. Die morden, rauben und Unzucht treiben.
Steh auf, du starker Zebaoth,
Verlaß uns nicht in dieser Not,
Du bist allein, der uns beschützt,
Ohn dich kein Rat noch Macht uns nutzt.
Wohn unserm Kriegsvolk gnädig bei,
Daß es fromm und gottselig sei,
Laß sie an Niemand Frevel üben,
Den Feind, und nicht den Freund betrüben.
1641 schrieb der Magistrat von Prenzlau in einer Eingabe an den Kurfürsten Friedrich
Wilhelm: Nachdem wegen unseligen Kriegswesens die Felder LiesesOrtes etliche Jahre feiern
müssen, ist darauf eine so unerhörte Teurung entstanden, daß die Leute nicht allein viel
Jammer, Heulens und Wehklagens treiben, ungewöhnliche Speisen und Dinge, als Hunde,
Katzen, ja die frepirten Äser auf den Gassen essen, sondern auch für den gräulichen Hunger
sowohl in der Stadt als auf dem Lande einander selbst anfallen, kochen, braten und verzehren.
131. Iekdmarschall I)erfffinger. (f 1695).
Der Derfflinger war ein Schneidergesell,
Doch nimmer ließ es ihn ruhn;
Er dachte an Andres als Nadel und Ell':
„Was aber, was soll ich thun?"
Da kam er beim Wandern die Kreuz und Quer
Zum Fährmann bei Tangermünd;
Hinüber wollt' er, sein Beutel war leer.
„Lump, zahle, sonst pack' dich geschwind!" —
„Ihr nehmt doch dort die Kerle mit,
Es bezahlt Euch ja Keiner nicht!" —
„Das sind auch keine Schneiderböck' nit,
Sind Kriegsleut', Respekt, du Wicht!" —
Die Lippen biß er, verhöhnt blieb er stehn
Und fluchte grimmig für sich:
„Ihr Schufte, das soll mir nicht zweimal geschehn!
Ich zeig's, was sich schickt für mich." —
Kriebitzsch, Sprüche und Gedichte. I. Teil. 9