Full text: Zur deutschen Geschichte (Teil 1)

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Da ward er ein rascher Reitersmann, 
Zum Teufel schmiß er die Ell', 
Dafür packt er 'nen Degen an, 
Den schwang er gewichtig und schnell. 
Bald hat er ein Regiment kommandirt, 
Zuletzt war er Feldmarschall; 
Da hat ihn kein Fährmann mehr abgeführt, 
Sie respektirten ihn All'. 
Ein Gott den Soldaten, ein Teufel im Streit, 
Wie maß er der Schwedischen Heer 
Bei Fehrbellin die Läng' und die Breit'! 
Die eiserne Elle war schwer. 
Drum sag' ich: Keiner steh' still in der Welt! 
Wen's antreibt, nur vorwärts, schnell! 
Wer ein Held kann werden, der werd' ein Held, 
Und wär's auch ein Schneidergesell. # 
Emst wurde Derfflinger von einigen Hofjunkern und Offizieren gefragt, ob er es für 
möglich halte, daß aus einem Schneidergesellen ein Feldmarschall werden könne. Er antwortete, 
indem er an seinen Degen schlug: Die Herren sehen hier eilten vor sich, der einst ein armer 
Schneider war, und zum Andenken daran führe ich noch immer die Elle bei mir, mit welcher 
tch schon manchem vorwitzigen Burscheu das Maaß genommen habe. 
132. Aehröessirr. (18. Juni 1675.) 
Herr Kurfürst Friedrich Wilhelm, der große Kriegesheld; 
Seht, wie er auf dem Schimmel vor den Geschützen hält; 
Das war ein rasches Reiten vom Rhein bis an den Rhin/) 
Das war ein rasches Streiten am Tag von Fehrbellin. 
Wollt ihr, ihr trotz'gen Schweden, noch mehr vom deutschen Land? 
Was tragt ihr in die Marken den wüth'gen Kriegesbrand? 
Herr Ludwig von der Seine, der hat euch aufgehetzt, 
Daß Deutschland von der Peene zum Elsaß werd' zerfetzt. 
Doch nein, Graf Gustav Wrangel, hier steh' nun einmal still, 
Dort kommt Herr Friedrich Wilhelm, der mit dir reden will. 
Gesellschaft aller Arten bringt er im raschen Ritt 
Samt Fahnen und Standarten zur Unterhaltung mit. 
Nun seht ihn aus dem Schimmel, ein Kriegsgott ist es, traun! 
Den Boden dort zum Tanze will er genau beschaun. 
Und unter seinen Treuen, da reitet hintenan 
Zuletzt, doch nicht aus Scheuen, Stallmeister Froben an. 
*) Rhin: mehrere kleine morastige Wiesenbäche und Fließe bei Fehrbellin, die sämmtlich 
denselben Namen „Rhin" (d. H. Gerinne) führen.
	        
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