Full text: Zur deutschen Geschichte (Teil 1)

— IS¬ 
IS. Worn's AaK durch die Germanen. 
Rom soll fallen! so wards in der Himmlischen Rate beschlossen, 
Und vollziehn ihr Gericht soll das germanische Schwert. 
Attila schreckte von fern, dich würdigt' er nicht zu erobern: 
Deutsche begehrt' er im Bund, Römern gebot er Tribut. 
Aber es schickt Carthago vandalische Flotten dem Tiber; 
So weit hat sich des Glücks rollende Nabe gewandt. 
Was schon Scipio*) dort, anschauend die eigne Verwüstung, 
Als in der Nacht graunvoll krachte der Flammen Ruin, 
Und in den Wolken des Dampfs aufstieg Frohlocken und Wehruf, 
Aus dem heroischen Lied") ahnenden Sinns prophezeit: 
„Einst wird kommen der Tag, da das heilige Ilion hinsinkt, 
Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs:" 
Jetzo geschiehts: kaum hebet ihr Haupt aus den rauchenden Trümmern 
Schmucklos, bang und betäubt, ach! die Monarchin der Welt. 
A. w. v. Schlegel: Aus der Llegie „Rom". 
19. Gelimer. 534 n. Khr. 
Hilderich, der Bandalenkönig, hatte sich mit Justinian, dem Erbfeind der Goten, ver¬ 
bündet. Da setzten ihn die Vandalen selber ab und wählten den tapfern Gelimer zum 
König. Gegen ihn sandte Justinian seinen Feldherrn Belisar. Er schlug ihn, Gelimer floh 
in die Gebirge Mauretaniens und verrammte sich in einem Bergschlosse. Hart und lange 
belagert, mußte er endlich sich ergeben. Er sah einst seinen Neffen mit einem anderen Knaben 
um ein Stuck Teig, ihre letzte Nahrung, auf Tod und Leben kämpfen, da übermannte ihn 
der Jammer. Im Triumphzug ging er gefaßt einher und rief nur wiederholt: O Eitelkeit 
der Eitelkeiten! Alles ist eitel! — Aus den tapfersten Vandalen wurde eine Reiterschaar 
gebildet und dem Heere Justiuians einverleibt, die übrigen verloren sich auf immer unter die 
Einwohner Afrikas. Belisar starb auf geschenkten Gütern in Kleinasien. Das war das Ende 
des Vandalenreichs. 
Wo ist dein Reich, o Gelimor, 
Das große Vandalenreich? 
Dein Heer, es irrt zerstreut umher: 
Wo fliehst Du hin so bleich? 
Und als er zu den Maurusiern'") kam, 
Die hatten nicht Brod, nicht Wein: 
Wie man die Ähren vom Felde nahm, 
So mußten sie Speise sein! 
Auf einem Berge wohnet' er: 
Da war an Wasser Not, 
Auch nahete der Griechen Heer 
Und drohte rings mit Tod. 
*) 146 v. Chr. Carthago. 
**) Ilias 6, 44-8 läßt Homer den Hector diese Worte sagen. 
***) Mauretanien, nordwestliches Afrika, das jetzige Fez unb Marocco; griechisch Maurusia. 
Maurusier, jetzt Mauren. 
****) Ein Heruler, in Belisar's Diensten. 
Und einen Boten sandt' er hin 
Zum Feind, als nah' er kam, 
Und bat um eine Laute für ihn, 
Um ein Brod und einen Schwamm. 
Pharas,***') des Heeres Hüter, fragt: 
Sonst sprach er nichts dabei? 
Er soll sie haben, aber sagt: 
Wozu will er die drei? 
Das Brod will essen Gelimer, 
Weil keines er gesehn, 
Seitdem mit wunden Füßen er 
In die Berge mußte gehn.
	        
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