fullscreen: Aus allen Erdteilen

140 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815—1871. 
114. ß) Kirchliche Bewegungen. War in den Bestrebungen der 
Bibelgesellschaften, der Gründung des Gustav- Adolf-Vereins zur 
Rettung der evangelischen Gemeinden in der Diaspora (1832), der 
Aufnahme der inneren Mission ein Erstarken des protestantischen 
Geistes hervorgetretenv und hatte die evangelische Kirche durch 
Friedrich Wilhelm IV. in den Kreissynoden und der General¬ 
synode ihre Organe erhalten, so erregte der König doch auch 
durch sein Beiseiteschieben dieser Organe vielfache Verstimmung. 
Im Gegensatz zu den orthodoxen Bestrebungen Eichhorns bildeten 
sich rationalisierende „freie Gemeinden“ („Lichtfreunde“). 
Eine starke Bewegung entstand auch in der katholischen 
Kirche, als der Bischof Arnoldi von Trier den „heiligen unge- 
nähten Rock Christi“ ausstellte (1844), was die Wallfahrt vieler 
Tausende dorthin veranlaßte. Das bewog den schlesischen Kaplan 
Johannes Ronge zum Erlaß eines „offenen Briefes“ an den Bischof 
und zu dem Versuche der Bildung einer katholischen National¬ 
kirche: Bestrebungen, die anfangs großes Aufsehen erregten, dann 
aber im Sande verliefen. 
115. 7) Politische und wirtschaftliche Gärungen. Auch die 
preußische Verfassungsfrage kam mit der Thronbesteigung 
Friedrich Wilhelms IV. in Fluß. Der Königsberger Huldigungs- 
landtag bat mit Berufung auf die Verordnung vom 22. Mai 1815 
um eine Verfassung. Die ablehnende Haltung des Königs rief 
Unzufriedenheit hervor, und diese veranlaßte ihn zu Maßregeln 
gegen die Opposition. Endlich berief er, um eine für den Bau 
der Ostbahn notwendige Anleihe bewilligen zu lassen, durch das 
Patent vom 3. Febr. 1847 die Provinzialstände der Monarchie zu 
dem ,,Vereinigten Landtag“. Aber die Zusammensetzung dieser 
Versammlung, in der das Bürgertum nicht zu seinem Rechte kam, 
und ihr Charakter als eines in Fragen der Gesetzgebung nur be¬ 
ratenden Organs erweckte keine Befriedigung, und die Erklärung 
des Königs, er werde es nimmermehr zugeben, daß „sich zwischen 
unsern Herrn Gott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes 
Blatt, gleichsam als eine zweite Vorsehung, eindränge“, rief große 
Verstimmung hervor. Die oppositionelle Mehrheit war überzeugt 
auf dem „Rechtsboden“ zu stehen; gegen sie kam der schneidigste 
Redner der Rechten, Otto v. Bismarck-Schönhausen, nur mit Mühe
	        
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