Full text: Dr. K. von Spruner's historisch-geographischer Schul-Atlas

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Kräfte hat. Derselben Wirkung wegen genießt man die Blätter als Salat 
und giebt sie auch dem Vieh. Man nennt Pflanzen mit solchem Safte 
milchende Kräuter. 
90. Das Maßliebchen (Bellis perennis). *) 
Auf Weiden und Grasplätzen findet man fast das ganze Jahr hindurch, 
vom März bis spät in den Herbst hinein, ein niedliches Strahlenblümchen, 
dessen weiße Randblümchcn an der Spitze roth gefärbt sind. Es wird von 
den Kindern Gänseblümchen, Maßliebchen, Marienblümchen, Marl- 
blllmchen und Marktblümchen genannt und wächs't in größern, gefüllten und 
schönern Arten, oft ganz roth, auch in Gärten. 
Die Wurzel dieser Pflanze ist kriechend und treibt nur Blätter und 
Blüthen. Die Blätter heißen, wie bei den vorigen Pstanzen, Wurzel- 
blätter und sind entweder verkehrt eiförmig oder spatelförmig, am Rande 
gekerbt und von Farbe dunkelgrün. 
Die Blumen stehen auf einem Schafte von 2—4 Zoll Höhe. Sie 
sind aus vielen kleinen Blüthen zusammengesetzt, so wie die Blume des 
Löwenzahn, nur mit dem Unterschiede, daß beim Löwenzahn alle Blüthen 
röhrenförmig sind, beim Gänseblümchen nur die in der Mitte stehenden 
röhrenförmig, die am Rande befindlichen band- oder zungenförmig. 
Jenes ist eine Scheibenblume, dieses eine Strahlenblume. 
(Die weißen Randblüthen haben nur einen Stempel, die in der Mitte 
als Scheibe oder Halbkugel stehenden gelben Röhrenblüthen sind zwitterig, 
wenigstens großentheils, d. h. sie haben Stempel und Staubfäden.) 
Noch ist zu merken, daß alle Blüthen wohl einen gemeinschaftlichen 
Kelch haben, der ans vielen grünen Schuppen von gleicher Länge besteht, 
daß aber der Kelch der einzelnen Blüthen fehlt. 
Die Blätter des Gänseblümchens werden nicht bloß von Schafen und 
Gänsen (daher der Name) gefressen, sondern auch von manchen Leuten als 
Gemüse zubereitet. 
Der ans Wurzel, Blättern und Blüthen gepreßte Saft soll, mit brau¬ 
nem Zucker versüßt, gut gegen Husten sein. 
91. Sumpf-Vergißmeinnicht (Myosotis palustris). 
Ein liebes, bekanntes Blümchen, an Sümpfen und Gräben zu finden. 
Blüht im Mai und Juni. Wurzel: kriechend. Stengel: l — Fuß hoch, 
wenig-ästig, unten kantig, oben mit schwacher Leiste versehen, abstehend 
behaart. 
Blätter: länglich-lanzettförmig, ganzrandig, ebenfalls behaart. Blüthen- 
stand: der gemeinschaftliche Blüthenstiel trägt gruppenweise glcichlanggcstielte 
Blüthen: Spicrtraube. Kelch: röhrig und bspaltig. Blumenkrone: ziem¬ 
lich groß, einblätterig, tellerförmig, 5spaltig, himmelblau, am Schlunde mit 
5 gelben Deckklappen besetzt. Frucht: 4 glatte, eiförmige Nüsse. Mehr¬ 
jährige Pflanze. Sinnbild der Treue. Kränze von dieser Blume auf 
einem Teller mit nassem Sande gesetzt blühen noch lange. 
') Blumenlese, Nr. 9H.
	        
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