1553
Europa. Das dänische Reich. Die Insel Island.
sondern abgerupft, die ausfallende Wolle wird aufgehoben; zu Anfang des Winters finden sich
zwischen der feinen Wolle, Thel, steife Haare, Tog. die man wie Kameelhaare benutzt; der
Wollertrag der Schafe bis 2>/r, der Böcke bis 5Pfd.; aus der groben werden Teppiche, Seile,
Reitgeschirre, Zügel, Sattelkifien, aus der feinen Mützen, Hemden, Jacken, Beinkleider, Strumpfe.
Handschuhe, Beitdecken, Tuch gemacht; die Schlachtzeit beginnt um Michaelis, daö sehr schmack¬
hafte Fleisch wird zum Theil an Seefahrer verkauft, die Felle werden zu Kleidern benutzt, aus
den Hörnern Löffel gepreßt. — Das Pferd norwegischer Abkunft, mittelgroß, starke Mahne
und Schweif, verschiedenfarbig, langhaarig, sehr abgehärtet, sehr genügsam, Hafer den aller¬
meisten unbekannt, bis zum 36. Jahre noch brauchbar, schnell, ausdauernd, sehr viele in halb¬
wildem Zustande; nächst dem Schaf vom größten Nutzen für den Isländer, der ohne dieses nicht
leben könnte, mit ihm in den heftigsten Stürmen und Schneewehen, durch Moorstreckcii, iu den
gefährlichsten Gebirgsgegenden, durch die wildesten Gewässer sicher und schnell reist; selten gehen
die Isländer zu Fuß, auch die Frauen reiten, zumeist mit den Männern auf einem Pferde;
1822 gab es 20—30,000 Pferde, darunter 8000 wilde, einzelne besitzen 30 — 40 Pferde;
gewöhnliche kosten 8 — 10, die besten 25 — 30 Thlr.i aus den Haaren werden Riemen, Gurte,
Packjältel gemacht. — Auch die Rinder, 20—25,000 St., stammen wahrscheinlich aus Nor¬
wegen. leiden sehr unter den klimatischen Verhältnissen, sind klein, kurzhorntg, auch ungehornt,
am häufigsten und besten in Borgarfjord, Aarnacs-, Rangaavalle-Syssel; auf guten Weide¬
plätzen werden Säter oder Vieh Häuser errichtet, in denen Sennerei betrieben wird, zumeist
3 neben einander, die erste die Wohnung der Hirten, die zweite die Feuerstelle, die dritte zur
Aufbewahrung der Milch; verhältnißmäßig werden zu viele Rinder gehalten, das Futter dürftig,
in Ermangelung eines bessern Futters wird das Vieh mit in Streifen zerschnittenen Rasenstücken,
mit Seetang, mit zerstoßenen Dorschgräten, mit SeewolfSköpfen, '/» unter 34 Heu, gefüttert,
wovon die Butter und Milch, ihr Hauptgewinn, einen schlechten Geschmack erhält. Ziegen
nur wenige, Schweine nur in den Handelsplätzen; 4 Hunderassen, wichtig für die Vieh-
heerden, Katzen, auch verwilderte, Mäuse und Ratten, durch Schiffe eingeschleppt, eine
eigenthümliche, die isländische Maus, eine Mittelform zwischen Haus- und Waldmaus,
Geflügel nur in den Höfen der dänischen Handelsplätze.
Die Bewohner, feit dem Ende des 9ten, besonders aber seit dem Beginn des
10ten Jahrhunderts eingewandert, norwegischen Stamms, untermischt mit
Dänen und Schweden; der norwegische Räuber Snadod nannte die Insel Sneeland,
der Schwede Flocke wegen des vielen Treibeises Island, d. i. Eisland.
Schlank, mehr klein als groß, gesunde Gesichtsfarbe, schöne Zähne, helles, meist blondes
Haar; ernst, kindlich, gastfrei, offen, dienstfertig, bieder, verständig, leichtgläubig, ja abergläubig,
im Ganzen erfinderisch und geschickt; Lesen allgemein verbreitet, viel Trieb zu wissenschaftlicher
Beschäftigung, viel Bekanntschaft mit der Bibel, alter Geschichte, alten Liedern, alten L.rndes-
gesetzen, rein erhaltene normanische Sprache, poetische Anlage, Island die Wiege der nordischen
Geschichte; die isländischen Sagas stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert, erhielten sich
durch ihre Skalden oder Barden, welche die Heldenthaten ihrer Seefahrer besangen; die
Verbreitung des Christenthums im Beginn des I I., die Annahme der Reformation in
der Mitte des 16. Jahrhunderts, Glieder der lutherischen Kirche; 2 gelehrte Schulen, allgemein
verbreiteter häuslicher Unterricht durch den Hausvater; wenig Isländer, die nicht lesen, viele,
die sehr zierlich schreiben können, kann die Braut nicht lesen, so darf der Geistliche die Trauung
versagen. Viele Drangsale durch furchtbare Kälte, Schneewehen, Erdbeben, Feuer- und
Wasserausbrüche, Hungersnoth, Viehsterben, mehr Unglücks- als gute Jahre; 1402 tödtete die
Pest fast 2/3 der Bewohner in 2 Jahren; Krankheiten vom ersten Kindesalter an, selten säugt
die Isländerin ihre Kinder selbst; Halsbräune, Scharbock, Aussatz, Krätze, Unterleibs- und
Brustentzundungcn, Augenleiden sehr allgemein, oft herrschend; ärztliche Hülfe selten. — Ihre
Lebensweise mäßig: süße und saure Milch, Syre, gekochte und saure Molken, dicke. Milch,
Skhr, ungesalzene und alte Butter, Talg, schlechter Käse sind ihre HauptnahrungSmittcl, dazu
trockne und frische Fische, auf flachen Steinen gebackene Mehltafeln, am Sonntage Brei von
Gersten-, Buchweizen-, Roggen-, Sandhafer-Mehl in Milch, Fleischbrühe, Fleisch, an Festlagen
ungesalzenes Rauch-, seltner frisches Fleisch; hin und wieder Heidelbeeren, in der Nähe der
Vogelberge Eier; wo isländisches Moos vorhanden, wird es allen Milchspeisen zugesetzt: viele
Krauter werden als Sallat verspeist; im Sommer selten warme Speisen, Torf, Mist, trockne
Fischkopft, getrocknete Seevögel, Vögelknochen, Seetang Feuerungsstoffe, das Treibholz heizt
wenig, Surturbrand ist selten. — Die Kleider aus selbstgewebten Zeugen, Schaf-, Seehunds-
Fellen, Wohlhabende tragen auch europäische Kleider; die Frauenkleider mit vielen Schmuck-