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Pfade hat der Förster von dem schweren Tore aus getreèten.
Doch sind aussserdem noch manche Spuren auf der weissen
Decke ringsum zu seben; dem Anscheine nach gehören sie
verschiedenen Lieren an.
2. Zur nächtlichen Stunde treibt die Not manchen hun-
gernden Gesellen dem einsamen Gehöfte zu. So schleicht
der Puchs durch dieé Hecken, die Augen aufmerksam überall
hinwendend. Er weils, dals in dem Hofe Hühner und auf
dem Dache LTauben sind, und nach beiden wässert ihm der
Mund. Von allen Seiten umkreist er die stille Wohnung;
aber nirgends ist eine Lücke, dureh die er hineinkommen
önnte, und zum Unglüek wittern ihn die Hunde. Sie
hläffen unwillig in die Lalte Nacht hinein, und Reineke muls
still, wie er gekommen, wieder abziebhen. Aber was nun
anfangen, um den grimmigen Hunger zu stillen? DTrauben und
Kirschen gibt es jetzt nicht; die Vöõgel haben keine Nester
auf der Erde, und die Mäuse ruben tief unter dem Schnee.
Da muss er sich auf die Hasenjagd begeben, und darum
wendet er sich nach dem baumfreien Hügel, wo wilde Ka-—
ninchen in grosser Zabl hausen. Schlau forscht er die
frischen Vusstritte nach ihrem Bau aus und legt sich des
Morgens am Wacholderbusch in den Hinterbalt. Wenn
eins der Tiere in seine Nähe kommt, dann schneidet er ihm
den Weg nach seiner Wohnung ab und treibt es ins weite
Feld, wo es leicht seineé Beute vwird.
3. Vin kleinegrer Bursche als der Puchs, aber nicht
minder listig, iss der Hausmarder. Am Tage schlaft er in
seineòm Versteéck in Baumlöchern und auf Hausböden, und
orst nachts, wenn es ruhig um ihn wird, wagt er sich her—
aus. Sein Hauptvergnügen ist die Jagd auf Hühner und
Tauben, und oft werden sie von ihm erlascht. Denn da or
geschickt an Mauern zu klettern versteht, ist es ibm eine
Kleinigkeit, auf den Taubenschlag und in das Hühnerhaus
zu kommen. Wehe, wenn er ein Türchen offen findet oder
oin Löchlein zum Hineinschlüpfen benutzen kann! Alles
Lebende würgt er mit Mordgier und sattigt sich auf mehbrere
Tage. Da er über Dächer und Mauern steigt, so wird er