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Mittlere Geschichte.
Stand bereits, war ihm treu ergeben, und der römische Bischos, der
Papst Zacharias, mit dem die fränkischen Hausmeier, namentlich ver¬
mittelst des unermüdlichen Missionairs Bonisacius, in engeren Verkehr
getreten, billigte es. 752 setzte sich Pipin der Kleine die Königskrone
auf, beraubte den letzten Merowinger, Childerich Ul., seines langen
HaarschmuckeS, des Zeichens der Königswürde, und verwies ihn in ein
Kloster. Der wichtige Dienst, den ihm der Papst geleistet, forderte
aber bald einen Gegendienst. Die Jsanrier hatten wegen ihrer Bit-
derversolguug in ihren Besitzungen in Italien einen Aufstand hervor¬
gerufen, den der Papst, ein Bilderfreund, unterstützte. Aber nun dran¬
gen die Langobardenkönige Lintprand bis 746 und NachiS bis 749
ins Exarchat und der dritte, Aistnlph, nahm 752 sogar Ravenna ein und
machte dem Exarchat ein Ende. Dann rückte er gegen Rom. ES war
ein entscheidender Augenblick in der Geschichte der Päpste. Ihr Anse¬
hen war nur deshalb so gestiegen, weil seit 553 kein besonderer Fürst
mehr in Rom gewesen und der Landesherr, der griechische Kaiser, sehr
entfernt war; das Anseheu der griechischen Patriarchen war dagegen in
Constantinopel neben dem Kaiser ein Schatten geworden. Aber die
Könige der Langobarden, einmal im Besitz von Rom, hätten vermuth¬
lich ihre Residenz daselbst aufgeschlagen. Daher flüchtete der neue
Papst Stephau über die Alpen zu Pipin, der 755, nachdem das beim
erste» Znge Pipins gegebene Versprechen von Aistulph nicht gehalten
worden, herbeieilte und Aistulph zwang, das ganze Exarchat heranSzu-
gebe», das Pipin dem Papst Stephan schenkte; denn er hatte wohl ge¬
gen diesen, nicht aber gegen den griechischen Kaiser Verpflichtungen.
Auch sonst war Pipin in seinen Unternehmungen glücklich: die An¬
griffe der Friesen und Sachsen hielt er meistens von seinen Grän¬
zen ab, die ungern gehorchenden Allemannen und Baiern nöthigte er
zum Gehorsam, besonders kriegte er gegen die merovingischen Herzoge
Aquitaniens, die ihm, als dem Entthroner ihrer königlichen Verwandten,
feindlich entgegentraten. Erst 767 unterwarf er ihr Land.
Während ferner und Karl Martels Regierung war unermüdlich
Winfried oder Bonifacins, ein englischer Mönch, in der Bekehrung
der Hessen, Thüringer, Sachsen und Friesen. Die beiden Fürsten ge¬
währten ihm die bereitwilligste Unterstützung, denn Bonifacins dehnte
mit der Verbreitung des Christeuthums gewissermaßen auch ihre Herr¬
schaft aus. Daß Bonifacins die bekehrten Deutschen der Oberherr¬
schaft des Papstes unterordnete, ist ihm nicht zur Last zu legeu, denn
noch mehrere Jahrhunderte war die päpstliche Herrschaft in der Kirche
und gegen äußere Macht ein Segen. Unterstützt von den Päpsten Gre-