Full text: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

Friedrich Nietzsche. 
287 
Dem ich in tiefster Herzenstiese 
Altäre feierlich geweiht, 
Daß allezeit 
Mich deine Stimme wieder riefe. 
Darauf erglüht tief eingeschrieben 
Das Wort: dem unbekannten Gotte; 
Sein bin ich, ob ich in der Frevler Rotte 
Auch bis zur Stunde bin geblieben: 
Sein bin ich — und ich fühl' die Schlingen, 
Die mich im Kampf darniederziehn 
Und, mag ich fliehn, 
Mich doch zu seinem Dienste zwingen. 
Ich will dich kennen, Unbekannter, 
Du tief in meine Seele Greifender, 
Mein Leben wie ein Sturm Durchschweifender, 
Du Unfaßbarer, mir Verwandter! 
Ich will dich kennen, selbst dir dienen. 
vereinsamt. 
Die Krähen schrein 
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: 
Bald wird es schnein — 
Wohl dem, der jetzt noch — Heimat hat! 
Nun stehst du starr, 
Schaust rückwärts, ach! wie lange schon! 
Was bist du Narr 
Vor Winters in die Welt entflohn? 
Die Welt — girr Dor 
Zn tausend Wüsten stumm und kalt! 
Wer das verlor, 
Was du verlorst, macht nirgends Halt. 
Nun stehst du bleich, 
Zur Winter-Wanderschaft verflucht, 
Dem Rauche gleich, 
Der stets nach kältern Himmeln sucht.
	        
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