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nicht mehr gesucht, am wenigsten hier in dem
Grase versteckt. Ach! das riecht allerliebst!
„Welches willst du nun lieber, das kleine
Veilchen, oder die große Sonnenblume?"
Die Sonnenblume, Vater, die wird doch
noch schöner duftest.
„Versuche es einmal."
Er führte sie dahin. Ach! welche Verän¬
derung! Das Haupt der Blume war darnie¬
der gebeugt, die Staude geruchlos.
Was ist denn das, Vater? rief daS ver¬
wunderte Mädchen! Die Blume ist ja ganz
anders wie heute früh/gar nicht mehr ft schön,
und hat äuch keinen angenehmen Geruch. Nein,
die will ich nicht haben. Komm, Vater, mit
zu dem Veilchen, das will ich mir pflücken.
„Sich, Kind, sagte der Greis, diese Son¬
nenblume kann dir ein Bild stolzer und über¬
müthiger Menschen sein. Man staunt sie an,
so lange sie die Sonne ihres Glückes bescheint.
Wenn diese sinkt, so stehen auch sie, ihres
Schimmers beraubt, verachtet da und ver¬
welken.
Hier dieses Veilchen, liebe Lina, sei dir ein
Bild der Sanfmuth und Bescheidenheit. Sie