Full text: Karten und Skizzen aus der Entwicklung der größeren deutschen Staaten (Bd. 6)

Brandenburg 1688. 
Preufsen 1786 
Preufsen 1795. 
Nr. 16. 
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Preufsen wird grofs. 
Nicht auf dem bequemen Wege des Heiratens und Erbens, sondern unter 
Kampf, Arbeit und Entbehrung ist Preufsen grofs geworden. Dazu hat auch 
hier und da das Glück geholfen; so war es ein besonderer Segen, dafs nicht 
blofs eine grofse Zahl hervorragender Herrscher auf den Thron gelangte, 
sondern dafs diese auch verhältnismäfsig lange regierten. Aber im wesentlichen 
ist die Stellung doch mühevoll erarbeitet und anfangs vorzugsweise ein Ver- 
. dienst seiner Fürsten. Mit praktischem Blicke hielten sie insgesamt auf das, 
was die Zukunft sicherte, namentlich auf ein tüchtiges Heer und gute Finanzen, 
und erzwangen damit trotz der Mifsgunst fast aller Nachbaren die grofsartige 
Entwicklung. Eigentümlich aber und fast wunderbar ,ist es, dafs so oft die 
folgenreichsten und besten politischen Entscheidungen doch nicht vom eigenen 
Willen eingegeben, sondern von äufseren Verhältnissen und oft geradezu vom 
Übelwollen des Auslandes aufgedrungen wurden. 
Den Werdegang veranschaulichen folgende Übersichten: 
1688. Der Grofse Kurfürst hatte 1648 Ansprüche auf ganz Pommern 
gehabt. Man gab ihm aber nur das hafenlose Hinterpommern. Dazu kamen 
als Entschädigung für Vorpommern noch Magdeburg, Halberstadt und Minden. 
Diese Erwerbungen zersplitterten jedoch in bedenklichem Mafse die Aufgaben 
des Landesfürsten und brachten ihn aufserdem in einen Gegensatz nicht blofs 
zu Schweden, sondern auch zu Sachsen, und das um so mehr, als Brandenburg 
hinfort auch kirchlich die deutsche Politik aufnahm, die Sachsen äufseren 
Glanzes halber aufgegeben. Die Zersplitterung des Landes konnte störend 
wirken, wie dies um dieselbe Zeit Schweden erfuhr. Dem tatkräftigen Grofsen 
Kurfürsten aber gab sie nur eine neue Anregung, die Verwaltung energisch 
und einheitlich zu gestalten und ihr durch ein leistungsfähiges Heer Nach¬ 
druck zu verleihen. Auch gewagten Kämpfen entzog er sich weder im Osten 
noch im Westen und begründete in ihnen, da sie glücklich endeten, ein 
berechtigtes, brandenburgisches Selbstgefühl. 
Aus der Beherrschung nichtdeutscher Untertanen entstanden 
keine Schwierigkeiten, denn die Litauer, Masuren und Wenden waren wenig 
zahlreich (etwa 260 000 E.) und, wie die Brandenburger selber, evangelisch. — 
Der Lage nach gruppierte sich der Besitz des Grofsen Kurfürsten allerdings 
hauptsächlich um die Kurmark, doch waren die Landesteile im äufsersten 
Osten und Westen auch so erheblich, dafs Brandenburg an den Vorgängen, 
die sich an den Grenzen Deutschlands abspielten, das gröfste Interesse hatte. 
1786. Preufsen ist inzwischen bedeutend gewachsen. Im Emsgebiete 
sind Lingen (1702), Tecklenburg (1707) und zuletzt auch Ostfriesland (1744) 
hinzugekommen; an der untern Maas das Oberquartier Geldern (1713) und des¬ 
gleichen in der Nähe die Grafschaft Mörs (1702). Aber das besondere Ver¬ 
langen war auf Jülich und Berg gerichtet gewesen. Dies zu gewinnen, hatte 
Friedr. Wilhelm I. seine ganze Politik der österreichischen untergeordnet, und 
als nun Preufsen zuletzt doch übervorteilt wurde, war Friedrich II. 1740 offen 
in den Kampf mit Maria Theresia getreten und hatte „dem Königreich der 
Lisikren“ jenes Schlesien erobert, das durch Gröfse und Lage doch einen ganz 
anderen Wert besafs, als das entlegene Jülich-Berg. Schon Friedrich Wilhelm I 
hatte zur mittleren Oder die untere gewonnen, durch Schlesien kam Preufsen 
auch in den Besitz des oberen und somit des ganzen Oderlaufes. (1742 bezw. 
1768) Den Schwerpunkt seiner politischen Interessen verlegte es damit aber 
auch endgültig nach dem Osten. Die Vorgänge im Westen erschienen nun 
minder wichtig; dagegen stieg noch das Interesse am Osten, als 
1772 Westpreufsen gewonnen und zugleich Ostpreufsen dem Stamm¬ 
lande angeschlossen und vor der russischen Umschliefsung geschützt 
wurde. Auch an sich waren die Erwerbungen Friedrichs H. für 
Deutschland wünschenswert, denn in Westpreufsen waren zwei 
Drittel der Einwohner deutsch, in Schlesien drei Viertel. Allerdings 
zählte Preufsen jetzt eine halbe Million katholischer Polen; aber 
in der Zeit der Aufklärung und des Weltbürgertums war solch eine 
Zusammensetzung, zumal bei dem absoluten Regiment Preufsens, 
doch nicht bedenklich. 
Die Bedeutung des Königreichs, das der alte Fritz von 2275 QM. 
auf 3600 und von 2 240 000 E. auf 4 400 000 gebracht hatte, war jetzt 
so grofs. dafs Preufsen bereits eine selbständige Rolle im Deutschen 
Reiche spielte. 
1795. In scheinbarer Fortsetzung der Politik Friedrichs ü. geht 
Preufsens Entwicklung gefährliche Wege. An deutschen Gebieten 
sind allerdings 1791 Ansbach und Bayreuth hinzugeerbt, aber die 
linksrheinischen Besitzungen 1795 aufgegeben und dagegen sehr 
ausgedehnte Länder im Osten gewonnen. Preufsen ist jetzt wirk¬ 
lich grofs geworden, aber — auf Kosten des deutschen Elementes, 
denn 1793 ist aufser Danzig und Thorn Posen erworben (Stid- 
preufsen) und 1795 bei der letzten Teilung Polens das ganze 
slawische Gebiet bis über Warschau hinaus! Jeder dritte Ein¬ 
wohner ist jetzt ein Pole! Ja, der Gröfse und der Lage nach ist 
von den 5600 QM. bereits die Hälfte Slawenland. Seinem 
Berufe in Deutschland konnte Preufsen nicht treu bleiben, wenn 
es, die Wege Sachsens und Österreichs weiter einschlagend, in 
solchem Mafse sich mit Nichtdeutschen belastete und dem west¬ 
lichen Deutschland den Rücken kehrte.
	        
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