Full text: Karten und Skizzen aus der Entwicklung der größeren deutschen Staaten (Bd. 6)

Die Hansastädte. 
Nr. 6. 
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Die Hansastädte. 
So gering die räumlichen Veränderungen der Hansastädte sind, 
so erheblich ist doch die sonstige Entwicklung und Bedeutung 
derselben. 
Lübeck, die älteste deutsche Stadt an der Ostsee, diente 
ursprünglich zur Verteidigung gegen die Dänen und Obotriten. 
Zu besserem Schutze wurde sie 1143 von Grf. Adolf v. Schauenburg 
weiter landeinwärts verlegt. Heinrich der Löwe stattete sie 1167 
mit vielen Privilegien aus, die dem Recht (lübisches Recht) 
und der Pflege des nordischen Handels zugute kamen (Wisby); 
auch machte er sie an Stelle von Oldenburg zum Bischofssitze. 
Friedrich I. u. H. bestätigten die Vorrechte, und bereits 1226 wurde 
sie durch die Gunst des letzteren völlig unabhängige Reichsstadt. 
Die Blüte derselben hängt zusammen mit der Entwicklung 
des Ostseehandels, für den sie die nächste Verbindung nach der 
Donau (Regensburg) und dem Niederrhein bot. Um gröfsere Schiffe 
unterbringen zu können, wurde von den Grafen von Holstein 1329 
Travemünde angekauft und ausgebaut. — Die höchste Macht¬ 
entfaltung fand 1368/70 unter dem Bürgermeister Warendorp statt, 
der an der Spitze der Hansa Waldemar IV. von Dänemark be¬ 
zwang. Aber manche Umstände machten die Dauer dieser Stärke 
unmöglich. Zwistigkeiten in den Städten und unter den Städten, 
dazu die Kirchenspaltung mit ihren leidenschaftlichen Kämpfen, 
ganz besonders aber die Auffindung der neuen Seewege, alles 
dies brachte einen jähen Verfall, den selbst die weitgehenden Re¬ 
formen eines Jürgen Wüllenwever nicht aufhalten konnten. Er 
selber wurde sogar als radikaler Sektierer, der den Münster- 
scheri Schwärmern gleich zu achten, auf Befehl Heinrichs von 
Braunschweig 1537 in Wolfenbüttel hingerichtet. Trotz des zu¬ 
nehmenden Rückgangs rettete Lübeck freilich fortgesetzt und 
namentlich auch 1803 und 1815 seine Unabhängigkeit, aber es 
war nicht seine eigene Kraft, die es vor der dänischen Besitz¬ 
ergreifung schützte. Seitdem neuerdings Holstein (1864) deutsch 
geworden und Lübeck freundlichere Nachbarn erhalten, blüht das¬ 
selbe sichtlich wieder auf. (Eisenbahn Lübeck—Hamburg 1865, 
Zollverein 1886, Elbe-Travekanal 1898.) 
Einwohnerzahl: 1815 36000 E.; 1864 55000 E.; 1914 117000E. 
Hamburg, am untern, rechten Elbufer da gelegen, wo ver¬ 
schiedene Flufsarme sich wieder vereinigen und den golfartig 
breitgewordenen Strom auch für die Aufnahme grofser Seeschiffe 
geeignet machen, ist ursprünglich Ausgangspunkt der nordischen 
Mission (Ansgar 831), dann aber auch bald durch Fischfang und 
Elbhandel ein aufblühender Ort geworden. Sein Emporkommen 
lockte wiederholt die Normannen zum Plündern und Zer¬ 
stören. (845) 
Die nach allen Unfällen immer rasch sich erholende Stadt 
wurde namentlich gefördert durch die Grafen von Schauen¬ 
burg, welche die Vorrechte, wie die Elbfischerei und sonstige 
zahlreiche Freiheiten sicherten, das Alsterbassin auszubauen 
begannen und gegen die Dänenkönige 1227 bei Bornhöved 
tapfer mitkämpften. 
Trotzdem bereits 1241 mit Lübeck der Hansabund ge¬ 
schlossen und bald darnach die Insel Neuwerk, deren „neues 
Werk“ ein Leuchtturm war, zu dem Zwecke erworben wurde, 
den Seeschiffen den Weg in die Elbe zu zeigen, und trotzdem 
man schon 100 Jahre später zum Schutze desselben Verkehrs 
und zur Überwachung der Seeräuber Ritzebüttel eroberte und 
durch Kauf festhielt, (Störtebecker + 1402) gehört doch der 
grofse überseeische Handel der Stadt nicht dem Mittelalter, 
sondern der Neuern Zeit an. Erst die neuen Seewege boten 
den Hamburgern vor Lübeck die grofsen Vorteile und kamen 
in erster Linie dem Elbhandel zustatten. — Auch Hamburg 
wurde jetzt eine freie Reichsstadt. (1510) Aus weiter Ferne zog 
man nach diesem Platze, der auf dem gröfsten reindeutschen 
Strom die Waren tief in das Innere Deutschlands gelangen 
liefs. Und nicht blofs zum vorübergehenden Aufenthalt kamen 
die Fremden. Es wanderten Portugiesen (Juden) zu und 
Hugenotten, namentlich aber (seit 1567) zahlreiche flüchtende 
Niederländer, die Geld, Erfahrung und Handelsbeziehungen 
mitbrachten., Noch lebhafter entwickelte sich der überseeische 
Verkehr seit dem Unabhängigkeitskriege der Vereinigten 
Staaten. Schwere Zeiten, die sich natürlich noch oft wieder¬ 
holten, wurden immer tatkräftig überwunden, so die der 
Kontinentalsperre und der Heimsuchungen Davousts in der 
Franzosenzeit, so auch, als 1842 der Brand, 1857 die Handels¬ 
krise und 1892 die Cholera die Bürgerschaft prüften. Jetzt 
ist Hamburg durch die Gunst der Lage und den kühnen Unter¬ 
nehmungsgeist seiner Bewohner zweifellos die erste Handels¬ 
stadt des Kontinents geworden. Seine Hafenbauten und 
Reedereien werden nirgends in der Welt übertroffen und 
stehen gleicherweise in den Diensten der Vaterstadt, wie in 
denen des Deutschen Reiches. 
Einwohnerzahl: 1815 154000E.; 1864 280000E.; 1914 1 015000E. 
Bremen verdankt, wie Hamburg, seine erste Bedeutung 
der Mission. Der 845 von Hamburg flüchtende Ansgar machte 
Bremen zum Sitz des Erzbischofs, und seine Nachfolger, 
namentlich der ehrgeizige Adalbert (f 1072), betrachteten und 
entwickelten nunmehr diese Stadt als den Mittelpunkt des 
ganzen Erzbistums. Aber trotzdem vermochte Bremen sich 
mehr und mehr vom Bischöfe unabhängig zu machen, 1358 
der Hansa beizutreten und allezeit für die Freiheit des Weser¬ 
handels gegen Zoll und Raub viel zu tun. 1534 gelang 
sogar gegen den Willen des Erzbischofs die Durchführung 
der Reformation. Wie somit die Stadt sich tatsächlich 
immer mehr vom Bremer Erzbischof losmachte, gelang es ihr 
anderseits endlich, vom Kaiser die Anerkennung als einer 
unabhängigen Reichsstadt zu erhalten. (1646) Auch aus den 
Napoleonischen Kriegen ging Bremen wieder als freie Stadt 
hervor. Derselbe hochverdiente Bürgermeister Smidt, der dies 
erreichte, setzte 1818 die endliche Ausführung der Beseitigung 
des Elsflether Zolles durch und erwarb schliefslich 1827 von 
Hannover den Flecken Landes, (5000' 1. 3000' br.) der den 
Bau Bremerhavens und damit die Einführung der für den 
Grofshandel unentbehrlichen, tiefgehenden Seeschiffe möglich 
machte. Schon war es dahin gekommen, dafs grofse Schiffe 
Bremen nicht mehr erreichten und nur noch bis Brake ge¬ 
langten. Jetzt aber konnte Bremen in seinem neuen, dem 
Meere so nahen Bremer Hafen den wirklichen Grofshandel 
wieder aufnehmen. Noch mehr entwickelte sich derselbe, 
seitdem Preufsen 1866 Besitz von Hannover ergriffen. Das 
Gebiet Bremerhavens wurde erweitert, die Weser bis Bremen 
selber erheblich vertieft und reguliert, und Bremens stolze 
Schiffe, allen voran die des Norddeutschen Lloyd, durchfahren 
jetzt sämtliche Meere der Welt, um in allen Häfen ihre ebenso 
besonnenen wie unternehmenden Bremer Landsleute als ihre 
geschickten und rührigen Geschäftsvermittler vorzufinden. 
Einwohnerzahl: 1815 50 000 E.; 1866 98000 E.; 1914 300000 E.
	        
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