Bayern bis zur Unterwerfung durch Karl d. Grofsen. Nr. 1.
Ingelheim
788
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Worms
Lorsch
Ostmark
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A. Die vorwiegend aus den kriegstüchtigen Markomannen und
Quaden hervorgegangenen Bayern verliefsen 490. als die
Donaufestungen von den Römern endgültig aufgegeben
wurden, Böhmen und Mähren, um dafür Noricum und
Vindilicien mit ihrer höheren Kultur einzutauschen. An
ihre Stelle rückten nach Böhmen die Tschechen, wie weiter
südlich die Drau und Mur hinauf die'Slowenen zogen, um
das hier ebenfalls aufgegebene Land in Besitz zu nehmen.
Zwischen diesen beiden slawischen Völkern schoben sich
dann etwas später, die Donau hinaufziehend, die räube¬
rischen Avaren hinein, denen die Bayern das Land bis an
die — leichter zu verteidigende — Enns überliefsen.
Die Wanderung der Bayern bewegte sich westlich bis
an den Lech, wo die Alamannen, die gleichfalls das römische
Kulturland begehrten, den Rhein und die Reufs hinauf
südwärts vordrangen. Der Hauptstrom der Bayern ging
gleichlaufend den Inn hinauf anfangs bis zu den Voralpen,
dann in das heutige Tirol hinein, überschritt auch die alte
Brennerstrafse und erreichte endlich südlich von Bozen
und Meran etwa die noch heute geltende Sprachgrenze.
Das Verhältnis zu den Langobarden daselbst gestaltete sich
freundlich. Eine bayrische Königstochter brachte diesen
das Christentum, und noch in den Tagen des Tassilo ver¬
schwägerten sich die Königsfamilien, die neben der Ver¬
wandtschaft auch die gleiche Furcht vor den Franken
zusammenhielt. Zu ihrem Schaden entschlossen sich die
Bayern freilich nicht rechtzeitig zur Unterstützung des
Desiderius. (774) — Nordwärts an der Donau bekamen die
Bayern als Anteil an dem 531 zerfallenden Thüringerreich
etwa die heutige Oberpfalz, die sie aber später den vor¬
dringenden slawischen Völkerschaften wieder überliefsen.
Sie selber lockte es mehr nach Italien und daher auch
nach den immer besser erschlossenen Alpentälern, in denen
sie sich mit den dahin zurückweichenden romanisierten
Gelten (Ladinen) leidlich vertrugen.
B. Erleichtert wurde den Bayern die Ansiedlung durch den
frühen und treuen AnscWufs an die Kirche, die in den
Zeiten Odilos, des vorletzten Agilolfingers, durch Bonifatius
eine einheitliche Organisation erhielt und dadurch noch
einflufsreicher wurde. Nördlich von den Alpen wurden
vier Bistümer errichtet: Regensburg, Freising, Passau
und namentlich Salzburg, das schliefslich das leitende
Erzbistum wurde. Regensburg war aufserdem Wohnsitz
der — auch Könige genannten — Herzöge. Ein fünftes
Bistum wurde später südlich von den Alpen an der Eisak
in Seben (Brixen) angelegt. Gemeinsam mit den Bistümern
arbeiteten die zahlreichen Klöster, die nicht blofs oben
auf den Höhen an den Wasserscheiden entstanden (Bene-
dictus montes amabat), wie Schamitz, wo der Weg von der
Isarquelle ins Inntal führt, und Innichen, wo man von
Tirol aus ins Pustertal gelangt, sondern auch unten im
Tale, teils an stillen Seen, wie -Schliersee, Tegernsee,
Herrenchiemsee, teils auch an belebten Wasserläufen, wie
Alteich an der Donau. Alle diese Stätten wurden Aus¬
gangspunkte der Gesittung. So widmete Kremsmünster
im äufsersten Osten seine Arbeit dem von den Avaren
gefährdeten Grenzlande. Dieser besonderen Aufgabe
folgend, machte bald auch die ganze bayrische Kirche
nach derselben Seite energisch Front und breitete christ¬
liche Kultur soweit wie möglich ostwärts aus.
C. Die Agilolfinger beherrschten gewifs ein grofses und in
sich geschlossenes Volk, das aufserdem noch an Be¬
deutung gewann durch die Beherrschung der Alpenpässe.
Nicht minder grofs war aber auch das Interesse der
erobernden Franken, zumal nach Unterwerfung der Lango¬
barden, nun auch die Bayern in ihre Gewalt zu bringen.
Eine gewisse Abhängigkeit bestand ja schon längst. Die
trotzdem gewagte Versagung des Gehorsams führte 788 zur
vollständigen Beseitigung Tassilos und seines Hauses. Er
selber wurde zum Tode verurteilt und dann zu dauernder
Haft in das Kloster Lorsch bei Worms gebracht. Franken
aber regierten hinfort die Bayern. Zum Schutz und gleich¬
zeitig auch zur Trennung von östlichen Völkerschaften
wurden von Karl d. Gr. eine böhmische, eine Ost- und
eine windische Mark eingerichtet.