Full text: Erzählungen aus der griechischen Geschichte (Theil 1)

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haste Art; er ließ ihn geißeln, ihm die Haare ausreißen und alle 
mögliche Schmach zufügen. 
Hieraus beschäftigten den Kambyses neue Kriegszüge gegen 
drei Völker: gegen die Karthager. Ammonier und Aethiopen 
wollte er zu Felde ziehen. Da aber die Phöniker den Zug 
gegen ihre Pflanzstadt verweigerten. unterblieb der Krieg gegen 
Karthago. An den König der Aethiopen sandte Kambyses Boten 
unter dem Vorwand, sein Freund werden zu wollen. Dieser aber 
merkte die List, und gab den Kundschaftern einen Aethiopiscken 
Bogen mit den Worten: „Wenn die Perser einen so gewaltigen 
Bogen eben so leicht, wie die ihrigen spannen können, dann 
mögen sie gegen die Aethiopen in den Streit ziehen; bis dahin 
mögen sie den Göttern danken, daß sie es den Aethiopen nicht 
in den Sinn gelegt haben, noch ein anderes Land zu dem ihri¬ 
gen zu erobern." 
Kambyses gerieth bei dieser Nachricht in Zorn, und ohne 
sein Heer für den weitern Marsch mit Lebensmitteln zu versehen, 
brach er auf. Als er nach Theben gekommen war, sonderte er 
50,000 Mann von seinem Heere ab, mit dem Befehl, gegen die 
Ammonier zu ziehen, und sie zu Sklaven zu machen; mit dem 
übrigen Heere setzte er seinen Zug gegen die Aethiopen fort. 
Noch nicht der fünfte Theil des Weges war zurückgelegt, als 
dem Heere schon sämmtliche Nahrungsmittel ausgegangen waren. 
Dennoch dachte Kambyses an keine Rückkehr; die Perser verzehr¬ 
ten ihre Lastthiere, die jedoch nur auf wenige Tage ausreichten, 
dann fristeten sie ihr Leben mit Gras und Kräutern; als sie 
aber in sandige Gegenden kamen, verfielen sie, dem Mangel ab¬ 
zuhelfen, auf ein schreckliches Mittel: sie schieben allemal den 
zehnten Mann aus und verzehrten ihn. Da fürchtete Kam¬ 
byses, sie möchten sich alle einander auffressen, und trat, nach¬ 
dem er einen großen Theil des Heeres verloren hatte, den Rück¬ 
weg an. 
Auch der Zug gegen die Ammonier nahm ein unglückliches 
Ende. Auf dem Wege erhob sich einst zur Zeit, wo die Perser 
ihr Frühstück einnahmen, ein heftiger Südwind, der ungeheure 
Sandwirbel mit sich führte und die Perser verschüttete. 
Als Kambyses nach Memphis kam, war gerade den Aegyp- 
tern der Apis erschienen, den sie als einen Gott verehrten, und 
sie feierten ein Freudenfest. Dieser Apis ist ein Kalb mit fol-
	        
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