Bayern in seiner Verkleinerung nach 1156.
Der bayrische Stamm in seiner Auflösung 1282.
Nr. 3.
I I Bayern.
1 1 Österreich.
-1 Kärnten-Tirol.
I 1 Die Bistümer.
[ 1 Bayern 1156.
i„ 1 von Bayern abgetrennt.
Bayreuth
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Laibach
Adriatisches
Aquileia
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, Triest
Verona
Venedig
Wie Bayern 976 um die Mark Österreich, so wurde umgekehrt
Österreich 1155 um das Herzogtum Bayern verkleinert, indem Barbarossa
Bayern seinem Vetter Heinrich d. Löwen wiedergab. Den Babenberger
Heinrich Jasomirgott aber, der auf das eben erhaltene Bayern wieder ver¬
zichten mufste, entschädigte der Kaiser auf dem Regensburger Reichstage
1156 mit den „zwei Fähnlein“ von den sieben des Landes. (Siehe die
Stammtafel.) Er gab diesem damit das Gebiet o b der Enns zu der alten
Ostmark unterhalb der Enns, und so gewann der Babenberger als ein
auch in weiblicher Linie erbliches Herzogtum etwa das ganze Gebiet,
das dem heutigen Erzherzogtum Österreich entspricht. Nur das 1779 noch
hinzugekommene Innviertel fehlte noch. Dem deutschen Reich gegenüber
erhielt Österreich schon damals eine vollständige Sonderstellung, war
im Gerichtswesen unabhängig und der Regel nach an den Reichstagen
und Heerfahrten unbeteiligt. Das war der Anfang der Entfremdung
Österreichs vom deutschen Reich, zugleich aber auch der bleibenden
Spaltung des bayrischen Stammes. Österreich, das bereits 1192 um Steier¬
mark gewachsen, wurde hinfort im Osten immer mächtiger; Bayern
dagegen, von seiner natürlichen Entwicklung abgedrängt, verlor immer
mehr an Bedeutung. Dafs sich die Politik beider Staaten seitdem fast
immer feindlich berührte, ist aus der Verdrängung Bayerns durch Öster¬
reich wesentlich mit zu erklären.
Sachsen Bayern Österreich
Welf, Friedr. v. Büren Luitpold v. Babenberg
Herzog von Bayern 1070 zu Hohenstaufen erhält die Ostmark 976
Lothar v. Sachsen f 1137 Heinr. d. Schwarze + 1126 ]
Gertrud Heinr. d. Stolze f 1139 Judith Friedr. v. Hohenst. Konrad HI. Leop. f 1141 Heinr. Jasomirgott
erbt Bayern 1126 j—-{- H52 erhält Bayern 1138 erhält Bayern 1143
„ Sachsen 1137 Österreich 1156
Heinrich d. Löwe Friedr. Barbarossa + 1190
abg. 1180
in Bayern u. Sachsen, f 1195
Da Heinrich der Stolze in dem Besitz der beiden Herzogtümer Bayern und Sachsen
zu mächtig schien, wurde ihm durch eine Fürstenversammlung in Würzburg erst Sachsen und
dann auch Bayern genommen. Letzteres bekam der in der Ostmark herrschende Leopold von
Babenberg und nach dessen Tode der Bruder Heinrich Jasomirgott. Als Barbarossa aber seinem
Vetter Heinrich dem Löwen Bayern wiedergab, wurde Heinrich Jasomirgott 1156 für seinen
Verzicht doppelt entschädigt und zwar erstens durch die Vergröfserung Österreichs donauaufwärts
und zweitens durch die überreich ausgestattete Herzogswürde.
Heinrich der Löwe wufste allerdings, wie er
auch in Norddeutschland mit fester Hand regierte,
auch in dem verkleinerten Bayern eine starke
Macht noch zu erhalten und weltliche wie geist¬
liche Grofse zum Gehorsam zu zwingen. Wie er
rücksichtslos bei Freising die Isarbrücke abbrach,
um sie bei den „Mönchen“ von Scheftlarn wieder
aufzubauen (München) und dadurch selbst die von
Salzburg kommende und nach Augsburg führende
Salzstrafse mit ihren einträglichen Zöllen zu ge¬
winnen, so gebot überhaupt in Bayern unbedingt
sein Wille. Auch bei seinem Sturze wagten es
die Grofsen des Landes nur zögernd, sich von
ihm loszusagen. (1180)
Nachdem dieser herrschgewaltige Mann aber
einmal beseitigt, begann auch sofort die Auf¬
lösung des Herzogtums, das zumeist wohl nur
infolge der Kraft des Stammes noch bei einander
blieb. Nicht genug, dafs Österreich und Steier¬
mark dauernd getrennt, löste sich jetzt auch die
bischöfliche von der weltlichen Macht. Das grofse
Erzbistum Salzburg, auch Freising und Passau,
ja selbst Regensburg, das langjährige und natür¬
liche Hoflager der Herzöge, wurden unabhängig,
und als dann die Grafen von Tirol durch Ver¬
mählung und Erbschaft auch die ausgedehnten
Familiengüter der Grafen Andechs (nördlich und
südlich vom Brenner) erhielten, fühlten auch sie
sich mächtig genug, sich ebenfalls von Bayern
loszusagen. So ging das altbayrische Gebiet
„hinter den Bergen“ (Voralpen) dauernd verloren.
Als darauf Tirol sich weiter an den unter¬
nehmenden Meinhard von Görz vererbte, und
dieser für die Unterstützung Rudolfs von Habs¬
burg Kärnten und das halbe Krain erhielt (1282),
entstand auch im Süden ein Reich, das, ähnlich
wie das östliche, Bayern überflügelte. Beide
Ländergruppen aber, Österreich - Steiermark wie
Kärnten-Tirol, verschmolzen zuletzt, (1335 bezw.
1363) und so entstand jenes stattliche Österreich
der Neueren Zeit, das dasjenige geworden war,
was Bayern eigentlich hätte werden sollen.