Nummer 178 bis 180.
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langhalsigen Flaschen aufgetragen. „Nun, lieber Freund,"
sprach der Storch, „laßt es Euch auch gut schmecken, greift
dreist zu!" Mit diesen Worten machte er sich über die Flaschen
her und leerte eine nach der andern. Leider fehlte es aber
dem Fuchs an dem langen Schnabel, um in die Flaschen zu
langen. Hungriger, als er gekommen war, mußte er wieder
nach Hause laufen. Und wie ärgerte er sich, daß er sich
hatte von einem Storch so anführen lassen!
K. H.
179. Der Esel in der Löwenhaut.
Ein Esel fand einmal eine Löwenhaut. Nachdem er sie
lange betrachtet, kam er auf einen seltsamen Gedanken; er
schlüpfte in die Haut, spazierte in den Wald und schreckte
nun die Tiere. Die hielten ihn wirklich für den Löwen,
ergriffen zitternd die Flucht oder versteckten sich auf
Bäume und in allerlei Schlupfwinkel, wie es ein jedes ver¬
mochte oder gewohnt war. Nur der Fuchs blieb stehen, denn
er hatte den Esel vorher schreien gehört. Vergeblich schüttelte
unser Held die Löwenmähne, die um seine Schultern hing;
der Fuchs floh nicht, vielmehr sagte er höhnisch: „Hättest
du stillgeschwiegen, dann hätte ich mich vielleicht vor dir
gefürchtet, Freund Langohr. Aber ich habe soeben dein
Löwengebrüll gehört, das klang immer i-a! i-a! Mir machst
du keine Wippchen vor. Tu die Maske nur ab! du bleibst
doch nur, was du bist, ein Esel."
K. H.
189. Der Affe und die Stiesel.
Jedes Kind, welches schon einmal einen Assen gesehen
hat, weiß, daß diese Tiere eine entfernte Ähnlichkeit mit den
Menschen haben, nur sind sie viel häßlicher, denn es sind ja
Tiere und keine Menschen; aber sie haben Hände und können
sehr possierlich und gewandt springen und klettern. Die Affen
machen gern alles nach, was sie den Menschen absehen, darum
nennt man ja auch manchmal im Scherz einen Menschen, der
alles nachmacht, einen Affen. Im Lande Brasilien, wo es
viel heißer ist, als bei uns, gibt es sehr viele Affen; sie leben