Full text: Karten und Skizzen aus der Entwicklung der größeren deutschen Staaten (Bd. 6)

Baden, Württemberg und die schwäbischen Städte im Mittelalter 
Nr. 11. 
retrlar 
Die Zähringer. 
Berthold I., der Bärtige j 1078 
f 1 Später erworben. 
I Grf. Württemberg. 
Hzg. Burgund (bezw. Zähringen) 
Mkgr. Baden 
Hermann 1.t 1074 
Hochberg 
Sausenberg 
Berthold H. + 1111 
Bad-ii 
Hochberg 
Rheinischer und 
Schwäb. Städtebund. / 
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Linie erlischt 1218 
Breisgau an Urach 
1418 erloschen 
Christoph I. f 1527 
Baden-Baden (kath.) 
1503 erloschen 
Baden-Durlach [anf. Pforzheim] (evang.) 
[ 
Mainz 
Georg Friedr. f 1638 
Wilhelm f 1677 
Oppenheim 
Aug. Georg f 1771 
Linie erlischt 
Karl Friedrich f 1811 
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1388- 
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1 Fernpass 
Berthold I. von Zähringen im Breisgau hatte, wie oben berührt, vom Kaiser Heinrich HI. 
die Zusage erhalten, Herzog von Schwaben zu werden, die Würde aber zuletzt doch dem Grafen 
Rudolf vön Rheinfelden lassen und dafür Kärnten nehmen müssen. Zu diesem gehörte damals 
die Markgrafschaft Verona. Sein ältester Sohn Berthold H. war dann, als er für den Papst und 
gegen Heinrich IV. auftrat, zum Verzicht auch auf diese Länder genötigt, dafür aber später 
Herzog und Statthalter (rector) von Burgund, der heutigen Westschweiz, geworden. Hier ent¬ 
wickelten sich unter dem Schutze der städtefreundlichen Zähringer blühende Gemeinwesen, wie 
Bern, Solothurn, Freiburg. Diese ältere herzogliche Linie starb 1218 aus und hinterliefs den 
Breisgau den nahe verwandten Grafen von Urach. Freiburg aber im 
Dreisamtale, das am tiefsten in den südlichen Schwarzwald ein¬ 
schneidet und dadurch einträgliche Verbindungen nach dem Bodensee 
und der obern Donau ermöglicht, wurde bald so blühend, dafs es sich 
1366 mit österreichischem Gelde von den Grafen von Urach unabhängig 
machen konnte, um 2 Jahre später — österreichisch zu werden (1368). 
Die jüngere Linie der Zähringer, die von Hermann I. stammte, 
hatte freilich den ursprünglichen Besitz verloren, den Titel der Mark¬ 
grafen aber von der früheren Herrschaft Verona festgehalten und 
durch Heirat den Oos- oder Ufgau bei Baden-Baden dazu erworben. 
Diese „Markgrafschaft“ Baden, die in neuester Zeit zu an¬ 
sehnlicher'Bedeutung gelangen sollte, spielte im Mittelalter noch 
keine gröfsere Rolle, auch nicht als 1387 der Erwerb von Eberstein 
an der Murg begann, 1418 die Grafschaft Hochberg an der Elz und 
1503 im Süden die Herrschaft Sausenberg sowie Badenweiler hinzu¬ 
gewonnen wurden. Selbst an räumlicher Ausdehnung wurde sie von 
manchen Reichsstädten wie Ulm und Nürnberg nahezu erreicht. 
Bedeutender war schon damals Württemberg, doch wurde 
auch diese Grafschaft erst in der letzten Hälfte des Mittelalters an¬ 
sehnlicher. Die Entwicklung wurde durch zwei Umstände begünstigt. 
Zunächst waren es die geographischen Verhältnisse des Neckar¬ 
tales, die dem Lande Einheit und Abschlufs gaben, und dann ver- 
gröfserte sich Württemberg auch leicht aus dem Zerfall der Hohen¬ 
staufenherrschaft. So wurde aus diesem Besitz Göppingen am Fufse 
des Hohenstaufen gewonnen. Der Versuch, in Fortsetzung solcher 
Erwerbungen auch die anderen schwäbischen Städte zu Landstädten 
herabzudrücken, brachte Eberhard den Erlauchten (1265/1325) in 
schwere Kämpfe nicht blofs mit den Städten, sondern auch mit 
manchem Kaiser (Rudolf I., Albrecht I., Heinrich VII.), so dafs er 
sich wohl mit Recht „Gottes Freund, aber aller Welt Feind nennen 
durfte. Die Kaiser waren in diesem Falle nicht blofs selbstlose 
Schützer des allgemeinen Landfriedens, sondern auch persönlich be¬ 
teiligt. Hatten doch die Habsburger selber ansehnlichen Besitz in 
Schwaben und aufserdem auch ein Interesse an der Erhaltung der 
reichen, zu Geldopfern oft bereiten Städte. Der Widerstandskraft 
Eberhards d. E. kamen anderseits die vielen sonstigen Aufgaben der 
Kaiser, auch die Doppelwahlen, sehr zustatten. Darum konnte auch 
sein Enkel, Eberhard d. Greiner (1344/92) diese Kämpfe mit den Städten erfolgreich zu Ende bringen. 
Denn schliefslich blieben die Grafen die stärkeren; der letzte Kampf bei Döffingen (1388), mochte 
immerhin der alte Eberhard seinen Sohn Ulrich dabei verlieren, bedeutet doch den Sieg der -B ursten- 
gewalt über die vereinigten Städte, und dies Ergebnis entspricht der allgemeinen Entwicklung. 
So konnte gleichzeitig Pfalzgraf Ruprecht bei Worms die rheinischen Städte mederwerten. 
Die weitere Bedeutung der Städte dürfen wir aber darum nicht unterschätzen. JNicht 
blofs Nürnberg, das, reich durch den Verkehr von Regensburg zum Main und Rhein, den aus¬ 
gedehntesten Besitz erwerben und mit den nahbenachbarten streitbaren Burggrafen viele c enden 
wagen konnte, sowie Augsburg, das auf der Lechlinie den italienischen Handel vermittelte 
(Scharnitz und Fernpafs) und geschickt das Geldgeschäft pflegte, sondern auch alle die kleineren 
Plätze, die von dem parallel gehenden Verkehr an der Illerlinie von Bregenz nach Ulm und weiter 
von hier teils die Donau abwärts, teils auch über Heilbronn nach dem Rheine Inn Vorteil zogen, 
wurden unter Benutzung der politischen Kämpfe frei und durch Vereinigung stark. Am unmittel¬ 
barsten fühlten den Druck der Württemberger Grafen die Reutlinger, die am Fufse der teste 
Achalm einen schweren Stand hatten und oft um ihre Selbständigkeit kämpfen mufsten. Ebenso 
unmittelbar bedroht war Efslingen, zwischen dessen Gebieten die Grafen, die früher in Beutels- 
bach gewohnt, die neue Residenz Stuttgart anlegten. Aber die gemeinsame Gefahr, entweder 
zu Landstädten zu werden oder die andere der kaiserlichen Verpfändung, hielt den Bund der 
schwäbischen Städte zusammen, mochten sie nun grofs sein wie Ulm, dessen „Gern durch die 
ganze Welt“ ging und das so viel Landbesitz sich hinzukaufen konnte, oder klein wie Bopnngen 
(*U □ M.) und Aalen (*/s Q M.), die um so viel dringender den Anschlufs nötig hatten. Manche 
Plätze hatten für ihren Wohlstand noch unmittelbare Hülfsquellen, wie Hall seine Salinen; der 
reiche Platz hatte auch frühe eigene Münze, die seinen Namen durch ganz Deutschland trug 
(Heller). Heilbronn war reich nicht blofs durch den „heiligen Bronnen“, der voll und rem 
unter der Kilianskirche entspringt und den Neckar schiffbar machen hilft, sondern auch durch 
die fruchtbarste Umgebung (Weinbau). Noch Goethe rühmte das prächtige, mittelalterliche Aus¬ 
sehen und belebte die Erinnerung daran durch seinen „Götz“. Ebenso blühten Rothenburg an 
der Tauber und viele andere Plätze. , „ e 
An der Spitze des Schwäbischen Bundes stand das mächtige, auch für Kampteszwecke 
so wichtige Ulm. Wie der Bau des Münsters an ein Kriegsereignis (Reutlingen 1377) anknuplte, 
so hatte es noch oft an kriegerischen Begebenheiten einen gröfseren Anteil. (1646 1801, 1805) 
Aber die Macht der Städte reichte, auch wenn die rheinischen 1380 zu Konstanz hinzutraten, doch 
nicht so weit, um den Fürsten gegenüber die politische Einigung gewaltsam aufrecht erhalten 
zu können. Wie 1356 durch die Goldene Bulle, so wurden 1389 durch den Reichstag zu Higer 
aufs neue alle Einungen der Städte untersagt, und die Niederlagen von Worms und Döttingen 
wirkten diesmal genug, den Beschlufs zur Durchführung zu bringen. — Die einzelnen btädte 
für sich aber blühten in der Folge und bis zum 30jährigen Kriege erst recht weiter.
	        
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