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Römische Geschichte.
Seitdem waren in Gestalt von Kriegsbeute, Provinzialabgaben, Han-
Reichtum öelsgewinn große Reichtümer nach Rom zusammengeströmt, und zwar
hatten sie sich in wenigen Händen aufgehäuft. Dies hatte ein außer-
Luxus ordentliches Steigen des Luxus und der Genußsucht zur Folge
gehabt. Luxusgesetze, so das nach der Schlacht von Cannä gegebene
Verbot, daß die Frauen Schmucksachen trügen, wurden aufgehoben;
ebensowenig vermochte die strenge Amtsführung einiger Censoren, wie
die des Cato *) im Jahre 184, der Prachtliebe und Leichtfertigkeit Ein-
halt zu tun.
Während sich so eine kleine Minderheit außerordentlich bereicherte
und ihre Kapitalien teils durch Ankauf von ausgedehnten Ländereien
(Iatifundia), teils durch überseeische Geschäfte nutzbar zu machen suchte,
dc^Bauern- touröe es dem mittleren Bauern st ande immer schwerer, sein Wirt-
standes schaftliches Dasein zu erhalten; er ging allmählich zugrunde. Ganz
besonders waren es die Lasten der W e h r p f l i ch t, die desto unerträg-
licher für den mittleren und kleineren Grundbesitzer waren, je lang-
wieriger die Kriege wurden, und in je weiteren Fernen man sie führte.
Es kam dazu — abgesehen davon, daß die Verheerungen des zweiten
punischen Krieges für viele verderblich geworden waren —, daß
infolge der überhandnehmenden Getreidespekulation immer
mehr billiges Getreide von außen her, aus Sizilien, Afrika, schließlich
aus Ägypten, den „Kornkammern Roms", nach Italien eingeführt wurde;
dadurch wurden die Getreidepreise so herabgedrückt, daß der Anbau von
Korn in weiten Gegenden Italiens nicht mehr lohnte. Die Folge war,
daß die kleineren Besitzer ruiniert wurden; sie konnten den Wirtschaft-
lichen Wettbewerb des Auslandes nicht aushalten, verkauften entweder
ihr Gut oder nahmen Schulden auf, bis ihr Hof unter den Hammer
kam. Die großen Besitzer erwarben, um ihre Kapitalien anzulegen, in
immer größerem Umfange Grundstücke und kauften die kleinen Besitzer
aus; ja oft scheuten sie nicht vor offener Gewalt zurück, um den Nachbar
zu verdrängen und seinen Hof zu ihrem Besitz zu schlagen.2) So wurde
1) M. Porcius Cato, geboren zu Tuskulum, war Quästor gegen Ende
des zweiten punischen Krieges, 195 Konsul, 191 Legat im syrischen Feldzug, 184
Ceusor. Er starb 149: ein Vorkämpfer der altrömischen Sittlichkeit gegen das ein-
dringende Griechentum, zugleich der erste römische Prosaiker, der lateinisch schrieb.
2) Horaz beschreibt, wie die arme Bauernfamilie ausgetrieben wird, die
Hausgötter und die Kinder im Arm; wie die Fluren, die bisher vom Pfluge
durchfurcht wurden, in prächtige Parkanlagen umgewandelt werden; wie die
reichen Besitzer an der Meeresküste auf Unterbauten, die weit ins Meer hinaus-
ragen, ihre Schlösser errichten.