sich die Gemüther noch mehr, und als die Sitzung endlich 
eröffnet ward, kam es bald zu den leidenschaftlichsten Aus¬ 
brüchen. 
Gegen zwei Uhr Nachmittags vereinigten sich die Näthe, jeder 
in seinem Saale, unter dem Schalle der Instrumente, welche die 
Marseiller Hymne spielten. Emil Gaud in, einer der Mitwisser, 
betritt die Nednerbühne im Rathe der Fünfhundert. Er schlägt vor, 
dem Nathe der Alten für die genommenen Maßregeln zu danken und 
ihn aufzufordern, sich über die Mittel zur Rettung der Repuplik zu 
erklären. Dieser Antrag giebt dieLosung zum heftigsten Tumulte; 
von allen Seiten des Staats erhebt sich Geschrei gegen den Redner. 
Gaudin wird mit Gewalt von der Tribüne herabgestürzt. Die Aufre¬ 
gung steigt auf's Höchste Nach langem Sturme, in welchem sich 
Niemand Gehör verschaffen kann, tritt ein Augenblick Ruhe ein, 
und ein Deputirter, Delbrel, schlägt vor, daß jedes Mitglied 
einzeln die bestehende Verfassung von neuem beschwören solle, 
welcher Antrag sogleich genehmigt wird. Da erblaßten die An¬ 
hänger Bonaparte's; selbst Lucian vermochte nicht, sich dem 
geforderten Eide zu entziehen, und die enthusiastischen Reden, 
womit mehrere Mitglieder die Schwurformel begleiteten, begannen 
ihre Begeisterung auf die Zuhörer überzutragen, die in großer 
Masse herbcigeströmt waren. Auch im Rathe der Alten entstand 
ein bedenkliches Schwanken» Bonaparte war verloren, wenn 
dieser sich durch den Widerstand der Fünfhundert mit fortreißen 
ließ. Er eilte schnell dahin und verlangte einen bestimmten Ent¬ 
schluß und Befehl. „Man befinde sich — sagte er — auf einem 
Vulkane; man habe seinen Arm begehrt und die Arme seiner 
Waffenbrüder, aber die Augenblicke seyen kostbar, man müsse 
sich entscheidend aussprcchcn; er wolle nichts, als das Beste der 
Republik und die Entschlüsse unterstützen, welche der Rath fassen 
würde." Dann zu den Soldaten gewendet, die an der Saal¬ 
thür sich zeigten: „Grenadiere, deren Mützen ich erblicke, brave 
Krieger, sagt! habe ich euch je betrogen? habe ich je mein Ver¬ 
sprechen nicht gehalten, wenn im Felde, mitten unter Entbeh¬ 
rungen, ich euch Ruhm und Ueberfiuß versprach und euch dann 
von Sieg zu Sieg führte? Sagt es jetzt, war es für mein 
Interesse, oder für die Republik?" Bonaparte sprach mit Hef¬ 
tigkeit. Die Grenadiere, indem sie ihre Mützen und Waffen in 
die Luft schwenkten, erwiederten Worte der Bcistimmung. Da
	        
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