4. Der Telegraphenverkehr. 131
australischen Inseln sinden sich entweder gar keine oder nur äußerst wenig
europäische Ansiedler, und damit entfällt ein geregelter Postverkehr dahin.
Über die Brieftaubenpost siehe § 27.
H. Der Telegraphenverkehr.
§ 24. Der elektrische Telegraph ist das idealste Verkehrsmittel der
Gegenwart, eine sprechende Kraft, welche weder von den Schwierigkeiten
des Bodens, noch denen der Zeit abhängig ist und, was Leistungsfähigkeit
anbelangt, die kühnsten Vorstellungen des Menschen zu übertreffen vermag.
Zeit und Rann: sind durch denselben so gut wie überwunden, und Ver¬
besserungen sind nur uoch im Bezug auf die technische Herstellung der
Leitungen und auf den Betrieb zu erwarten.
Die Telegraphie ist uralt. Schon im Altertum bestand sie, und sogar in
dessen Sagen wird uns von derselben berichtet. Freilich war sie nur auf das
höchst einfache Signalwesen, sei es durch Licht oder Schall hervorgerufen
(optische und akustische Telegraphie), beschränkt. Eine Ausbildung erhielt
die optische Telegraphie erst am Ende des 18. Jahrhunderts, als 1793 die
Brüder Chappe drei Balken an einem weithin sichtbaren Orte an ein Gestelle
derartig befestigten, daß diese, in vielfachen Kombinationen zusammengestellt, eine
große Zahl bestimmter Zeichen geben konnten. Auf diese Weise telegraphierte
man zwischen Paris und Lille (1794), London und Portsmouth, Berlin
und Koblenz u. s. w. Auf einer Strecke von 1000 km bedurfte es etwa
40 Minuten, um ein kurzes Telegramm von einem Endpunkte zum andern zu
befördern. Heutzutage hat die optische Telegraphie nur mehr im Felde und bei
Bewachung der Eisenbahnstrecken Wichtigkeit.
Um den Ruhm der elektrischen Telegraphie, welche auf der schnellen Fort¬
pflanzung der Elektricität in metallischen Leitern beruht, streiten sich einzelne
Männer und ganze Nationen. Die wichtigste Vorbedingung der elektrischen
Telegraphie war die Entdeckung des Galvanismus (1789) und des Elektromag¬
netismus (1819). Die im vorigen Jahrhundert von Lesage in Genf ange¬
stellten Versuche, die Reibuugselektricitüt zu telegraphischen Zwecken zu ver¬
wenden, führten zu keinem praktischen Ergebnis. Auch die Anwendung der
Berührungselektrieität brachte keinen Gewinn, bis endlich Johann Eh. Oersted
die Entdeckung machte, daß eine in der Nähe des Schließungsdrahts einer
voltaischen Säule ausgestellte Magnetnadel je nach der Richtung des Stromes
nach der einen oder anderen Seite hin abgelenkt werde. Aus diese Weise war
die Möglichkeit, selbst aus weite Strecken zu telegraphieren, gegeben. An der
Verbesserung des so gefundenen Telegraphenapparats arbeiteten die Physiker
Ampere, Ritchte, Fechner, Schilling von Canstadt u. a.; allein erst
1833 hatten Karl F. Gauß und Wilhelm Weber zwischen der Sternwarte