Full text: Geographische Verkehrslehre für Schulen und zum Selbstunterricht

15. Der Fernsprechverkehr. 
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5. Der Telephon- oder Fernsprechverkehr. 
§ 25. Das Telephon ist ein Apparat znr Fortpflanzung des Schalles 
mit Hilfe des galvanischen Stroms. Dies geschieht ans ähnliche Weise, 
wie Zeichen bei der Telegraphie fortgepflanzt werden. 
Schon im Altertum gab es bei den Persern Rufposten, und auch die 
Naturvölker, z. B. die Galla in Ostafrika, die Eingeborenen in Kamerun u. a., 
kennen diese Art der Verständigung von einem Ort zum andern. Die elektrische 
Telephonie soll schon 1667 von dem Engländer Robert Hooke erfunden wor¬ 
den sein, nachdem bereits Mitte des 17. Jahrhunderts Salomon Morland 
ein „Stentrophonikon" erfunden und der Nürnberger Optiker Franz Grüudler, 
ersterer durch Kombination des Hör- und Sprachrohres, letzterer in einer sonst 
nicht näher beschriebenen Art von Phonographen, der Idee des Fernsprechens Vor¬ 
schub geleistet hatten. Die ersten telephonischen Apparate erbauten 1819 
Wheatstone in England, 1861 der Brandenburger Philipp Reis, 1868 die 
Amerikaner v. d. Weydl und E. Gray, doch waren die Apparate vornehmlich 
zur Übertragung von Musiktönen geeignet. Den ersten Fernsprechapparat 
für praktische Eignung zum Verkehr konstruierte 1876 der Amerikaner 
Graham Bell, und die bisherige Vervollkommnung ist hauptsächlich dessen 
Landsmanne Thomas Alwa Edison zu danken. 
Nachdem ein Versuch, mittels Bells Telephon sich aus 250 km voll¬ 
kommen verständlich zu machen, gelungen war und sogar ein Versuch, durch 
das atlantische Kabel zu sprechen, befriedigende Resultate ergeben hatte, 
hat man rasch zunächst in Privathäusern, Comptoirs, Fabriken, Bureaux, 
Bergwerken, Zweigstationen des Telegraphennetzes Telephone eingerichtet. 
In Deutschland war 1877 in Friedrichsberg bei Berlin das erste Telephon 
dem öffentlichen Verkehre übergeben worden. Der Fernsprecher verbreitete 
sich so schnell, daß seit 1870 in Amerika in großartigem Maßstabe dessen 
Ausnahme als öffentliches Kommunikationsmittel erfolgte und es daselbst gegen¬ 
wärtig keine Stadt von 10 000 Einwohnern giebt, die nicht ihr öffentliches Fern¬ 
sprechamt hätte. In Amerika überließ man, wie in England, Frankreich, Ita¬ 
lien, Portugal, Spanien, Belgien, das Telephonwesen der Privatindustrie, 
während Deutschland, Österreich-Ungarn, Schweiz und andere Länder das 
Fernsprechwesen in Staatsregie Übernahmen. 
Im Jahre 1885 gab es in Deutschland 112 Städte, wo öffentliche 
Telephone mit über 17 000 Sprechstellen bestanden, in England 180 mit 
12 000 Stellen, in Österreich-Ungarn blos 10 mit 4500 Stellen, während 
1883 in gauz Europa bereits 161 Städte, in Asien 7, in Afrika 4, in 
Amerika 126, in Australien 5 Städte Fernsprecher besaßen. Seither hat 
es namentlich in Österreich 1889 bereits 40 Stadtnetze gegeben (interurbane
	        
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