Full text: Deutsche Schulgeographie

Reiches und die daran sich knüpfende Romanisiernng fremder Völker 
(die romanischen Sprachen sind Töchter der lateinischen Sprache); 
2) durch die Wanderungen der Germanen und Slaven nach W., S. 
und N. An der Grenze zwischen Germanen und Slaven fanden im 
Mittelalter ebenfalls wichtige Verschiebungen statt. Von viel geringerer 
Bedeutung waren aber 3) die späteren Einwanderungen mongolischer 
Völker in Nußland, Ungarn (Magy aren) und auf oer Balkanhalb- 
insel (Türken), wenn sie auch zeitweise in der Geschichte eine große 
Rolle gespielt haben. 
§ 8. Daß die europäischen Völker die höchste Kulturstufe ein¬ 
nehmen, welche die Geschichte bisher kennt, und daß sie durch diese Kultur 
die Herren der Erde wurden, verdanken sie zum großen Teile dem gün- 
stigen Klima, das fast überall Ackerbau und ansässiges Leben gestattet, 
dem Reichtum an Kohle und Eisen und der vielfachen Durchdringung 
von Land und Meer, wodurch der Seehandel gefördert wird. 
Erläuterung. 1. Klima und Boden eignen sich fast überall 
für den Ackerbau. (Vgl. D. Sch.-A. 48.) Nomaden gibt es nur im 
äußersten Südosten (Steppe am Kaspisee) und im äußersten Norden 
(polare Zone). Von diesen geringfügigen Ausnahmen abgesehen, sind 
alle europäischen Völker ansässig und wohnen dichter gedrängt 
(39 auf 1 qkm), als durchschnittlich in anderen Erdteilen, in geord- 
neten Staaten. (Vgl. D. Sch.-A. 29.) Die größere Dichte der Be- 
völkerung führte zur Teilung der Arbeit; von der Landwirtschaft 
(Ackerbau und Viehzucht) trennten sich Bergbau. Gewerbe und 
Handel als selbständige Erwerbszweige, die hauptsächlich in den 
Städten Pflege finden. 
2. Der Reichtum vieler Gegenden an Kohle und Eisen hat 
seit der Einführung der Dampfmaschine in der zweiten Hälfte des 
18. Jahrhunderts, besonders aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- 
Hunderts eine großartige Entwickelung des Gewerbewesens zur Fabrik- 
industrie hervorgerufen. Nur die Vereinigten Staaten in Nord- 
amerika können hierin mit Europa wetteifern; aber trotzdem ist 
Europa der große Fabrikerdteil, der den größten Teil der Menschheit 
mit Jndustrieerzeugnissen, wie Baumwoll-, Schafwoll- und Seiden- 
stoffen, Eisenwaren u. s. w., versorgt. 
3. Das fördert wieder Handel und Schiffahrt. Europa 
fehlt nur eins: die tropischen Naturerzeugnisse, und dieser Mangel 
führte die Europäer zunächst in die fremden Erdteile; in neuester Zeit 
bedarf es aber nicht bloß tropischer Genußmittel (z. B. Kaffee) und 
Rohstoffe für seine Fabriken (z. V. Baumwolle), sondern auch Er- 
zeugnisfe kälterer Länder, wie Getreide, da viele Gegenden Europas 
die wachsende Zahl ihrer Bewohner nicht mehr ernähren können. 
Der auswärtige Handel Europas besteht im wesent- 
liehen in einem Umtausche seiner industriellen Erzeug- 
nisse gegen fremde Naturprodukte. Er hätte aber keinen 
so großen Aufschwung genommen, wenn Enropa nicht durch eine 
großartige Küstenentwickelnng begünstigt wäre. Auch dem Verkehr
	        
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