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beim Gaslicht zusammen in ein Ganzes, damit sich das Publicum über
das, was die geschäftig tastenden Hände gebaut haben, ärgern oder freuen,
und der Staatsanwalt gelegentlich Stoff zu einer Anklage daraus saugen
mag. Bei Gas bäckt der Bäcker sein Brot, zerhackt der Schlächter das
Fleisch, mißt und wägt der Kleinhändler; im stillen, aber erhitzenden
Schein dieses geisterartigen Lichtes tanzt und jauchzt, unterhält sich und
zecht die vornehme , wie die nicht vornehme Welt Hamburgs.
Darum ist der Anblick dieser größten deutschen Handelsstadt so
wunderbar schön, so märchenhaft, wenn man sie plötzlich des Nachts
betritt und in ein Glanzmeer leuchtender Flammen fast eingetarcht
wird.
Doch noch viel schöner und wahrhaft groß und erhaben ist der An¬
blick Hamburgs, wenn man von Harburg, im Glanz der Abendsonne,
hinüberschifft; das höher gelegene Altona, das sich stolz zur Nebenbuhlerin
der Königin der Hansastädte aufgeworfen hat, scheint mit Hamburg in
Ein großes Ganzes zusammenzufließen. Die Elbe ist ein Meer, überfüet
mit grünen Inseln; Thürme und Schiffsmaste starren empor, überall
Leben und Wirken zu Wasser und zu Lande. Der Strom, durch einige
Dutzend Inseln getheilt, die theils der Stadt, theils dem Königreich
Preußen (Provinz Hannover) angehören — darunter der Billwerder,
dessen 100 Windmühlen ihre Riesenarme in der Lust bewegen — mag
hier immer zwei Stunden Breite haben; man hat also eine gute Strecke
zu fahren, bis man hinüberkommt und kann in aller Muße des gro߬
artigsten Anblicks sich freuen.