Zweiter Abschnitt. 
1. Petersburg. Ein Blick auf die Stadt und ihre Bewohner. De^ Petersburger 
Winter. Die Newa. — 2. Charakter der Russen. — 3. Der griechische Cultus. 
Russische Gotteshäuser. Die griechische Messe. — 4. Ein Blick vom Kreml auf das 
kirchen- und kuppelnreiche Moskau. — 5. Die Pontische Steppe. 
1. Petersburg.*) 
Ein Blick auf die Stadt und ihre Bewohner. 
Wenn unsere im grauen Alterthume gebildeten und im wüsten Mittel- 
alter krystallisirten Städte mit ihren engen Straßen und winkeligen Häu¬ 
sern, von den bizarresten Formen und mit tausend von Jahrhundert zu 
Jahrhundert fortgeerbten Unbequemlichkeiten im Bauplane oft wahren ver¬ 
wachsenen Steinmassen und ausgehöhlten Felsennestern gleichen, in denen 
planloser Zufall die Wohnungen auf einander setzte, oder Furcht und Noch 
die Mauern ballte, die Gebäude zu Thürmen arlftrieb und die Menschen 
wie in Bienenzellen häufte, so wurde dagegen in Petersburg, dem Kinde 
unserer aufgeklärten Tage, Alles bequem, verständig und genießbar, die 
Straßen weit, die Plätze regelmäßig, die Gehöfte groß, die Häuser geräumig. 
Bei uns taxirt und mißt man die Bauplätze mit dem Zollstabe. Die 
50 Quadratwerst**), welche Petersburg für sich nahm, erlaubten freigebiger 
zu verfahren, und wenn in Wien oder Dresden selbst die Königspaläste 
so sehr Nlit den übrigen Gebäudemassen verschmelzen, daß sie kaum als 
selbstständige Ganze zu erkennen sind, so nimmt dagegen in Petersburg 
jedes Haus mit seinen Höfen ein Stück Boden ein, das hinreichend groß 
ist, um sich ganz bequem ausbreiten zu können, und jeder Baum im 
großen Häuserwalde tritt selbstständig hervor, sich malerisch präsentirend. 
*) Petersburg in Bildern und Skizzen von I. G. Kohl. Leipzig und Dresden. 
**) Gleich einer Ouadratmeile. Auf unsere deutsche Meile, mit der die geogra¬ 
phische übereinkommt, gehen sieben Werst.
	        
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