Full text: [Abteilung 1 = Sexta, [Schülerband]] (Abteilung 1 = Sexta, [Schülerband])

Becker:,Odysseus erzählt den Phäaken seine Abenteuer. 113 
Eurylochus blieb draußen und entzog sich dem Blicke der Zauberin, 
als ahnete er das Unheil. 
Als sie in den Saal eingetreten waren, mußten sie sich ringsum 
auf schöngepolsterte Stühle setzen. Darauf reichte Circe ihnen zu essen 
und mischte süßen Wein, aber in den Wein that sie heimlich jene verderblichen 
Kräuter. Und als die Armen von dem Gemisch getrunken hatten, siehe, 
da berührte Circe sie alle mit ihrem Zauberstabe, und im Augenblick 
waren sie in grunzende, borstige Schweine verwandelt. Eilig trieb 
Circe diese nun hinaus und sperrte sie in Kosen, schüttete ihnen Eicheln, 
Buchnüsse und rote Kornellen vor und schloß lachend hinter ihnen 
den Stall zu. Dies alles hatte Eurylochus mit Entsetzen aus seinem 
Versteck angesehen, und nachdem Circe wieder in ihr Zimmer gegangen 
war, eilte er mit klopfendem Herzen davon, um mir die böse Nachricht 
zu überbringen. Schon von ferne erschütterte mich sein bloßer Anblick; 
auch konnte er lange nicht sprechen, denn die entsetzliche Angst beklemmte 
sein Herz, und die Augen waren mit Thränen benetzt. Endlich erzählte 
er in abgebrochenen Worten das schreckliche Schicksal der Freunde. 
Ich sprang sogleich auf, hängte mein ehernes Schwert um die 
Schulter und warf den Bogen darüber. Führe mich den nämlichen 
Weg! rief ich hastig; ich will die Unglücklichen rächen, wenn ich sie 
nicht retten kann. Er fiel mir zu Füßen und bat mich weinend, doch 
nicht mich selber noch aufzuopfern. Laß uns eilig fliehen mit diesen 
von der verwünschten Insel, schrie er, damit wenigstens wir dem bösen 
Schicksal entrinnen! — Nun, so bleibe du ruhig zurück, antwortete ich 
höhnisch, und iß und trink dich satt hier am Gestade! Mich treibt 
Pflicht und Neigung. Ich werde den Weg schon allein finden! Mit 
diesen Worten eilte ich von dannen und fand mich glücklich durch den 
Wald, bis ich im fernen Thale die Wohnung der Circe liegen sah. 
Sieh, da kam mir ein blühender Jüngling entgegen; Hermes war es, 
ich erkannte ihn sogleich an seinem Stabe und an dem stattlichen, 
jugendlichen Ansehen. Freund, redete er mich an und faßte vertraulich 
meine Hand, was irrst du so einsam durch dies wilde Waldgebirge, 
ganz unbekannt mit der Gegend? Weißt du auch, was dir bevorsteht? 
Deine Freunde liegen als Schweine in Circes Stalle eingeschlossen. 
Oder willst du sie etwa befreien? Armer Mann, das möchte dir kaum 
gelingen! Ich fürchte, sie wird auch dich zu den andern sperren, und 
du kehrst schwerlich zurück. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte, und 
sah den Götterjüngling ratlos an. Höre, fuhr er fort, ich will dir 
wohl und bin der Mann dir zu helfen. Laß dich daher vor Circes 
Ränken warnen! Zuerst, wenn du hinkommst, wird sie dir ein süßes 
Weinmus mit jenem Gift einmengen, das jeden, der es genießt, ihrem 
Zauber unterwirft. Aber nimm hier die Gegenmittel! Mische sie 
heimlich hinzu, ehe du von der Speise issest, dann können dir ihre 
Kräuter nicht schaden. Hast du nun das Mus verzehrt, so wird sie 
auch dich in eitlem Wahne mit ihrem Zauberstabe berühren, um die 
Verwandlung zu vollenden. Aber diesen Augenblick nimm wahr sie 
ganz zu bändigen: spring mit gezücktem Schwert auf sie los, als wolltest 
Hopf ii. Paulsiek, deutscher Leseb. I. 1. 8
	        
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