Full text: [Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband])

nicht aber eine selbstlose Hebung der Naturvölker zu dem Stande und 
der Kultur ihrer Unterdrücker. Vielmehr hat die Liebe, welche das 
tiefe Elend der blind dahinlebenden Heidenwelt mitfühlte und nicht 
eher Ruhe fand, als bis auch dort das Wort des Herrn: „Siehe, ich 
mache alles neu“ anfing, zur Wahrheit zu werden, erst seit reichlich 
100 Jahren ernstlicher Mittel und Wege gesucht, die Heidenwelt zu 
Christo zu bekehren. Die Anfänge der ev. Heidenmission liegen aller— 
dings noch 100 Jahre früher. Der fromme Begründer des Halleschen 
Waisenhauses nämlich, August Hermann Francke, hatte auch die Be— 
kehrung der Heiden in sein liebewarmes Herz geschlossen und verhalf 
dem Könige von Dänemark für die Mission in seinen ostindischen 
Besitzungen zu eifrigen Missionaren. 1706 begann dann im heißen 
Süden des Weltteils Asien und etwas später im eisigen Grönland 
unter den Eskimos die Arbeit evangelischer Heidenbekehrung. 
Von weittragender Bedeutung für die Fortführung dieser Arbeit 
und einer Weckung des Interesses größerer Kreise für die Missionierung 
anderer Erdteile wurde das Zusammentreffen des edlen Grafen Zinzen⸗ 
dorf, des Begründers der Brüdergemeinde oder der Herrnhuter im 
Königreiche Sachsen, mit einem westindischen Neger, wodurch er die 
Anregung erhielt, den unter der Sklaverei seufzenden schwarzen Brüdern 
den Trost und die Kraft des Evangeliums zu bringen. Bald spannte 
die kleine, aber durch die Kraft des Glaubens Leben entfaltende Brüder— 
gemeinde das Netz ihrer Rettungsarbeit über die ganze Erde. Man 
verlor auch nicht den Mut, als auf St. Thomas in Westindien von 
den ausgesandten Boten unter dem ungewohnten Klima zehn in kurzer 
Zeit dahingerafft wurden. Ebenso mühten sie sich auf Grönland unver— 
drossen, so wenig Erfolg ihre Arbeit anfangs auch hatte. Andere 
Boten arbeiteten unter den Indianern Nordamerikas, trotz der Feind— 
schaft, die ihnen seitens der weißen Ansiedler entgegengebracht wurde, 
mit derselben Todesverachtung, wie ihre Brüder unter den Hottentotten 
und Kaffern in Südafrika. Südamerika (Surinam) und Ostindien 
zeugen ebenso wie in neuerer Zeit Australien von der rastlosen und 
erfolgreichen Tätigkeit der Herrnhuter Missionare. 
Fünfzig Jahre lang hatten andere Kirchengemeinschaften dieser 
Arbeit der Herrnhuter fast untätig zugesehen. Erst gegen die Wende des 
Jahrhunderts entstanden in Basel, England und Nordamerika einige 
größere Missionsgesellschaften, die auf den südlichen Halbinseln Asiens, 
den Süd eeinseln, in Südafrika und Westindien vornehmlich ihr Arbeits— 
gebiet suchten. Da blieb es nicht aus, daß der Gedanke an die Mission 
auch in Deutschland zündete. In schneller Folge bildeten sich vom 
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