Full text: Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten

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schaft zurück, welche die Festung sprengen sollte. In dem Hofe der Festung befand 
sich eine Zisterne- Diese wurde mit Pulver gefüllt und mit Steinen bedeckt. 
Ehe noch die Arbeit vollendet war, entzündete sich infolge einer Unvorsichtigkeit 
die Ladung. Die Festung wurde zertrümmert und uicht wieder aufgebaut. 
Sage über die Gründung vvn Königstein. 
Mit Beginn der christlichen Zeitrechnung kamen die Römer in diese Gegend 
und gründeten hier eine Ansiedlung. Nach den Römern erschienen die Franken, 
welche die Bnrg und deu Ort mit dem Namen Kuuigstein bezeichneten. Daraus 
eutstaud der Name Königstein. Über die Entstehung Königsteins geht folgende 
Sage: Einst verirrte sich der Frankenkönig Chlodwig auf einer großen Jagd in 
den Taunusbergen. Nach langem Umherirren gelangte er an den Ort, an dem 
jetzt die Burgruine steht. Er grub zufällig das Zeichen des Kreuzes in das 
Moos. Da spaltete sich der Berg, und eine himmlisch schöne Jungfrau stand vor¬ 
dem überraschten Könige, ein Kruzifix und einen Lorbeerkranz in der Hand haltend. 
„Schon 309 Jahre", sprach sie, „bin ich durch die Macht eines Zauberers in 
diesen Berg gebaunt. Nach seinem Spruch muß ich hier der Erlösung harren, 
bis ein heidnischer König das Zeichen des Kreuzes auf einen dieser Felsen gräbt 
und dann deu Glauben der Christen annimmt." Erschreckt über diese seltsame 
Erscheinung gab der König das Versprechen, sich taufen zu lassen. Die Jung- 
frau aber drückte ihm den Lorbeerkranz auf die Stirne, gab ihm das Kruzifix in 
die Haud und sprach: „In diesem Zeichen wirst du siegen! Kehre als Christ 
wieder zurück und grabe dasselbe Zeichen iu diesen Felsen, dann wird der letzte 
Zauber schwinden und meine Erlösung vollbracht sein." Mit diesen Worten ver- 
schwand die liebliche Erscheinung in der Tiese, und die Felsenwand schloß sich 
wieder zusammen. Schweigend ging der König den Berg zu seilten Jagdge- 
fährten in das Tal hinab, ohne ihnen von der Erscheinung etwas zu sageu. 
Kaum hatte Chlodwig die Alemauneu geschlagen i486) und 311 Reims 
die Taufe empfangen, so eilte er uach dem Taunus, sein Versprechen zu erfüllen. 
Mit zitternder Hand grub er das hl. Kreuzzeichen in den Boden ein. Alsbald 
öffnete sich die Felsenwand. Aber statt der holdseligen Jungfrau stieg jetzt eine 
weiße Taube empor, schwang sich dreimal um den Felsenhügel und verschwand 
dann hoch im Blau des Äthers. — Chlodwig erbaute aus dem Felsen eine Burg 
nnd legte in dein Tale, wo er die Jagdgefährten beisammen angetroffen hatte, 
den Grundstein zu einer der geheiligten Jungfrau geweihten Kapelle. Den 
Grundstein nannte er Saxum regis, d. i. Stein des Königs oder Königstein. 
Von Königstein führen wohlgepflegte Landstraßen südöstlich nach Cronberg, 
südlich über Neuenhain nach Soden, einem reizend und geschützt liegenden Bade- 
orte. Von hier fahren wir mit der Eisenbahn über Höchst nnd Griesheim nach 
Frankfurt zurück. 
A. Der Regierungsbezirk Wiesbaden. 
Der Regierungsbezirk Wiesbaden ist fast zur Hälfte Gebirgsland 
srund 41 Teile vom Hundert). Er wird im S. und W. vom Rhein 
umflossen und im Innern von zahlreichen größeren und kleineren
	        
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