Gesch. d. christl. Nelig. 2 Abschn. isp
Hern Gebrauch der bürgerlichen Gesellschaft ent¬
zogen. Zugleich erhielten viele christliche Lehrer
neue Vorzüge, Ehrennamen, Titel undLDür-
Den; so daß nach und nach eine Anzahl derselben
über die andern, unter dem Namen der Erzbi¬
schöfe und Patriarchen, hervorragten. Der
letztem, welche die obersten Bischöfe der ganzen
Christenheit vorstellten, wurden vier: der zu
Rom. zu Tonstancinopel, zu Alexandrien, und
zu Antiochien. Diese Erhöhungen brachten
Stolz und Streitigkeiten ohne Endehcrvor. Die
Geistlichkeit wurde aber auch immer mächti¬
ger. Cie eignete sich nicht nur die Gewalt zu,
nach ihrem Gefallen Verordnungen über Glau¬
ben, Sitten und äußerlichen Gottesdienst zu ma¬
chen, denen die Christen gehorchen mußten; sie
führte auch Zwangsmittel und Kirchenstrafen ge¬
nug ein, um dieselben in der Unterwürfigkeit zu
erhalten. Viele reiche Bischöfe und Acbre wur¬
den Fürsten und Rercbsstände in den meisten
Landern, und geboten oft ihrem Landesherrn
selbst, unter dem Vorwände der Religion. Die
Geistlichen nahmen an allen wichtigen weltlichen
Geschäften, öfters an der Regierung ganzer
Lander, und an der Führung von Rriegen selbst
Antheil. Da die übrigen Christen meistentheils
gar keine Gelehrsamkeit, und desto mehr aber¬
gläubische Folgsamkeit besaßen: so dcmülhigren
sie sich in allen Stücken unter die Aussprüche ih¬
rer Lehrer. Unter vielen andern Gesetzen ließen
sie sich auch von denselben bald nach dem Jahre
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