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Nahe bei Soltau liegt der einstellige Hof Stübeckshorn, auf
welchem Hermann Billung, welcher später Herzog von Sachsen wurde,
geboren sein soll. Von Stübeckshorn hat sich folgende Sage erhalten:
Kaiser Otto der Große, welcher deutscher Kaiser war von 936—973,
reitet einst aus seiner Reise nach Soltau über Stübeckshorn und will
in der Nähe des Hofes seinen Weg über das Ackerfeld nehmen. Hier
hütet aber Hermann, der junge Sohn des Meyers, die Schafe und
stellt sich mit seinem Hirtenstabe, an welchem ein kleines Beil befestigt
ist, dem Kaiser mit den Worten entgegen: „Hier darf nicht geritten
werden." Diese Keckheit gefällt dem Kaiser sehr, er nimmt den Knaben
mit an den Hof und ernennt ihn zum Edelknaben. Nach feinem kleinen
Beile wird er fortan Hermann Bieling genannt. So lautet die Sage;
aber Hermanns Geburtsstätte ist wahrscheinlich das nach ihm benannte
Hermannsburg gewesen, wo sein Haupthof gelegen hat.
Zwei Stunden östlich von Soltau, nahe bei Munster, hat die
Regierung etwa 23 000 Morgen Heide und Fuhrenwalduug angekauft
zu einem Schießübuugs- und Exerzierplatze für unsere Soldaten
(34/5 Morgen = 1 ha). Gleich den Kruppschen Schießplätzen bei
Meppen liegen auch diese großen Flächen, wegen der weitgehenden
neuen Geschosse, in einsamer, menschenleerer Gegend.
Das Lager besteht aus 25 Wellblechbaracken, in welchen gleich-
zeitig über 3000 Soldaten, nebst Unteroffizieren und Offizieren unter-
gebracht werden. Für die Pferde sind 15 Stallzelte errichtet, und
wenn keine Kavallerie im Lager ist, so werden auch diese Zelte mit
Mannschaften belegt. Die Stabsoffiziere wohnen in gemauerten Ba-
racken, und alle Offiziere essen gemeinschaftlich im Kasino, während
für die Soldaten sieben geräumige Küchen gebaut sind. Durch das
Lager, welches mit einer kleinen Stadt Ähnlichkeit hat, führen nach
allen Richtungen Straßen. Die Übungen daueru gewöhnlich von
Mitte Mai bis Anfang September, so daß sämtliche Regimenter des
10. Armeekorps den Sommer hindurch nacheinander ihre Übungen in
Munster abhalten können. Im Winter bleibt nur ein Arbeits-Kom-
mando von 120 Mann im Lager, welches mit Wegeanlagen und
allerlei Ausbesserungen beschäftigt wird. Nördlich von diesem Platze
zieht sich ein langgestreckter Höhenzug hiu, welcher die Wasserscheide
bildet zwischen Weser und Elbe, und wir folgen demselben in füdöst-
licher Richtung bis nach dem Lüßwald neben der Station Unterlüß
an der Hannover-Harburger Eisenbahn.