u
daselbst voll Bangens sich verborgen hielten, bis sie endlich alle vor
übergroßer Traurigkeit entschliefen. Der Kaiser Decius, da er etwas
davon sagen hörte, ließ einen großen Stein vor die Höhle wälzen;
sie aber schliefen und merkten davon nichts.
Nach 196 Jahren, da mittlerweile das römische Reich christlich
geworden, wollte ein Bürger daselbst sich ein Haus bauen und ließ
den Stein hinwegnehmen. Da nun der erste Sonnenstrahl in die
Höhle fällt, wachen die sieben Schläfer auf und berathen sich, und
weil sie sehr hungert, soll einer mit Namen Jamblichus heimlich in
die Stadt gehen, Brot zu kaufen. Da er herauskommt und sich
umsieht, ob kein Verfolger wahrzunehmen, reibt er sich die Augen;
denn es kommt ihm die Gegend ganz anders vor; die Leute gehen
auf der Straße und den Feldern ruhig ihrer Arbeit nach, und er
meint noch zu träumen. Er kommt an das Thor, sieht ein großes
Crucifix über demselben, erschrickt und will nicht hinein, geht vor ein
anderes, allda findet er desgleichen, dazu auf den Türmen sieht er
das Kreuz glänzen. Er geht wieder zum ersten Thor, geht hinein
unter die Brotbänke, — es hat sich alles geändert, und in einem
Tempel nebenan hört er singen: „Herr Gott, dich loben wir." Der
Bäcker schaut sein Geld an, Mills nicht nehmen und sagt: das könne
er nicht brauchen. Der Jüngling spricht: „Es hat ja gestern noch
gegolten!" Während er davon geht und immer noch §n träumen
meint, geht der Bäcker heimlich zu dem Statthalter, zeigt ihm das
alte Geld und sagt, es Habs ihm ein fremder Mensch gegeben, und
der müsse einen Schatz gefunden haben. Der Statthalter schickt die
Stadtknechte nach ihm aus, und da ihn diese greifen, denkt der Jüng¬
ling, nun schleppe man ihn vor Decius. Der Statthalter fragt, wer
er sei, und woher er das Geld habe? Er nennt seine Eltern, aber
niemand will etwas von ihnen wissen; er nennt seines Vaters Haus,
aber darin wohnen andere Leute. Da sie nicht wissen, was sie von
dem Handel denken sollen, faßt sich der Jüngling ein Herz und fragt
nach dem Kaiser Decius. „Decius?" sprechen sie, „der Christen
Teufel? Was ists mit dem? Unser Kaiser heißt Theodosius, den
Gott segnen wolle durch Christum!" — „Sprecht leise," erwidert
der Jüngling; „wie dürft ihr heute den Namen nennen, um des¬
willen gestern die Bluthunde hinter uns her waren? Wer seid ihr,
und wer sind die Leute, die vorhin im Tempel der Diana das ,Herr
Gott, dich loben wir^ gesungen haben?" —- Nun kommt man der
Sache aus den Grund. Unter den Leuten von Ephesus ging noch
wohl die Sage von den sieben Jünglingen, die der Kaiser Decius
rn der Zeit der Trübsal sollte irgendwo vermauert haben, und sie
nannten ihre Namen, denn sie waren nicht vergessen worden. Da
der Jüngling seinen und seiner Brüder Namen hörte, und wie Ephesus
nun christlich geworden, und wie Gott der Herr es ihnen gegeben, daß
sie die Zeit der Trübsal verschlafen hatten, hob er seine Stimme auf
und weinte laut, ging in die Höhle zurück zu seinen Gefährten, und
das ganze Volk geleitete ihn und brachte die sieben Jünglinge mit
großem Triumph in die Stadt. Diese, nachdem sie am Abend noch