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Wer etwas gelernt hat, gesund, fleißig und sparsam ist, wird
immer so viel verdienen und haben, als er braucht; er wird glücklich und
zufrieden sein, wenn er bescheiden ist. Wer mehr verdient, als er
braucht, und viel gespart hat, ist wohlhabend; er lebt im Wohlstande.
Wer sehr viel verdient, geerbt oder gewonnen hat, ist reich; er kann im
Überflusse leben. Die Reichen vermögen viel; sie können viel Schönes
kaufen, was nicht jeder braucht, besser leben, viel Gutes thun, vielen Arbeit
und Brot geben. Sie haben ein großes Vermögen. Dieses kann in
Geld bestehen, welches sie für Zinsen verleihen, in Häusern, welche sie
vermieten, in Gütern, welche sie verpachten :e. Für die Reichen steht
geschrieben: „Wohlzuthuu und mitzuteilen vergesset nicht!" und „Einen
fröhlichen Geber hat Gott lieb." Reichtum macht uicht glücklich. Auch
der Reiche ist unglücklich, wenn er krank und unzufrieden ist, ungeratene
Kinder oder ein böses Gewissen hat. Der reichste Geizhals muß seine
Schätze zurücklassen, wenn er stirbt. Darum singen wir:
„Was frag' ich viel nach Geld und Gut,
wenn ich zufrieden bin."
XL. Hauptsache alles Unterrichts ist die klare, richtige, gottgewollte Auffassung
des Lebens. Hier aber handelt es sich ganz besonders um Begriffe, welche die
Lebensanschauung stark beeinflussen, von der wiederum so wesentlich das Glück des
Menschen abhängt. Daraus erhellt die Wichtigkeit und die grundlegende Bedeu-
tuug der hier zu entwickelnden Begriffe, geht aber auch die Verpflichtung hervor,
mit gauz besonderem Fleiße sie anzubauen. Jeder Lehrer sollte etwas Dichter sein;
er würde dann oft dnrch anschaulich entworfene Lebensbilder mehr erreichen als
durch lang ausgesponnene Lehrgefpräche, die oft jener „dürren Heide" gleichen, auf
welcher der Geist im Kreise herumgeführt wird, während ringsum „schöne grüne
Weide" liegt. Die Lehrstoffe, welche hier geboten werden, sollen den Lehrer auf
die zu bearbeitenden Gedankenkreise hinweisen. Die lehrkünstlerische Ausgestaltung
erfolge nicht nur nach allgemeinen Regeln, fondern auch nach seiner Individualität.
1. Rezept zum Reichwerden. Smid. W. II. 276, W. 379.
2. Sparbüchslein. Güll. W. II. 277, W. 378.
3. Hans im Glücke. Grimm. W. II. 278, W. 380.
23. Tas Leben in der Gemeinde und im Staate.
70, Die Gliederung der Gesellschaft.
Wer kennt die Geschichte von Robinson? Robinson fühlte sich un-
glücklich, weil er einsam leben mußte. Er mußte alle Arbeiten selbst ver-
richten, sich seine Werkzeuge mühsam selbst herstellen, konnte seine Ge-
danken niemand mitteilen, verlernte zu sprechen, war hilflos in Gefahr
und Krankheit zc. Er sehnte sich nach Gesellschaft. Die Menschen
können nur glücklich in Gesellschaft leben. Gott will, daß sie sich gegen-
feitig dienen und lieben und „helfen nnd fördern in allen Leibesnöten."
Deshalb leben schon seit den ältesten Zeiten die Menschen in Gemein-
schast oder Gesellschaft.
Der einzelne, der Junggeselle, sucht sich ein Weib, heiratet und
gründet eine Familie. In der Familie leben die Eltern mit den Kindern