132 Drittes Kap. Von den außergermanischen Reichen.
Ein ganzes Jahrhundert ging traurig, rühmlos für England vorüber. Kaum
erscheint cs mehr in den allgemeinen Geschichten. Aber die einheimische Ver¬
wirrung des Landes ermunterte abermals die Dänen zum Angriffe. Plün¬
derungen, verwüstende Züge, Noth unter jeder Regierung. Endlich entriß
Et helred (979 — 1016), dem achten Könige nach Alfred, der dänische
Sueno, den größten Theil des Reiches. Gold statt Eisen hatte der
Schwächling ihm entgegcngetragen; aber der Tribut reizte nur mehr des
Feindes Gier. Vergebens hatte grausamer Verrath die in England ansässigen
Dänen getödtet; gerechte Rache schärfte jezt das Schwert ihrer Brüder.
Nachdem Ethelrcd die schrecklichste Verwüstung seines Landes gesehen, floh er
zu seinem Schwäher, dem Herzoge Richard von der Normandie, kehrte
von da zurück nach Sueno's Tod, um gleich schlecht als zuvor zu regieren
und zu streiten.
Sueno's Sohn, Kanut der Große (1014), sezte den Krieg mit Er¬
bitterung fort. Vcrräther erleichterten seinen Sieg. Doch erwarb Edmund
Jronside, des feigen Ethclred's tapferer Sohn, hohen Ruhm im ungleichen
Kampfe. Kanut theilte mit ihm das Reich (1016). Aber bald darauf starb
Jronside unter Meuchlers Hand.
Der große Kanut, jezt Alleinherrscher von England (Edmund's Kinder
mochten dem Gewaltigen nicht stehen, und Emma, Ethclred's Wittwe, war
sein Weib), zugleich König von Dänemark und Norwegen, der „Kaiser"
oder der „König der Könige", wie er gern sich nannte, regierte mit
Kraft und Weisheit, selbst der Gesittung freundlich. — Das Christenthum
sänftigte seinen Charakter; die Gewaltthaten, wodurch er den Thron erhalten,
versöhnte er durch nachherigcn Schirm des Rechtes. Nach seinem Tode
(1033) stritten Hartiknut und Harald Harefoot, seine Söhne, um den
Besiz von England. Harald, durch den Beistand Godwin's, des Grafen
von Westsex und Kent, unterdrückte es gewaltsam. Als er starb (1039),
regierte Hartiknut nicht besser. Er erpreßte von den Engländern ein er¬
höhtes Danegeld. Der Haß, den er hiedurch entzündete, verschaffte nach
seinem frühen Tode (1041) Eduard dem Bekenner, Ethclred's Sohn,
die väterliche Krone wieder. Aber der mächtige Godwin, mit dessen Toch¬
ter Eduard sich vermählen mußte, hielt ihn in drückender Abhängigkeit.
Empörung und Bürgerkrieg entstanden aus diesem kläglichen Verhältnisse.
Als der wohlgesinnte, zumal durch seine Gesczc den Engländern theuere.