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Gewichts. Wenn man aus Wasserstoffgas, welches vierzehnmal leichter
als die atmosphärische Luft ist, eine Blase bildet, indem man es in
einen hohlen, nach oben geschlossenen Ballon füllt, so wird dieselbe
von der Erde ganz natürlich aufsteigen. Denselben Erfolg erreicht
man, wenn man die Luft im Ballon selbst leichter macht, was durch
Erhitzen derselben ausführbar ist.
Der erste öffentliche Versuch der Brüder fand in Annonay im
Jahre 1783 statt. Der Ballon bestand aus Leinwand mit Papier
gefüttert, hatte 12 m im Durchmesser und konnte eine Last von
200 kg tragen. Er erhob sich in 10 Minuten bis zu einer beträcht¬
lichen Höhe, neigte sich aber bald wieder der Erde zu und fiel eine
Drittelmeile vom Orte des Aufsteigens entfernt nieder.
Tausende von Zuschauern waren zu diesem noch nie gesehenen
Schauspiele zusammengeströmt, und mit unermesslichem Jubel wurde
die neue Erfindung begriffst. Die Wundermär verbreitete sich rasch
über Frankreich; die Pariser wollten das neue Schauspiel auch ge¬
messen; so sammelte man 10 000 Franken und übertrug zwei ge¬
schickten Mechanikern, den Brüdern Bobert und dem berühmten
Professor der Physik Charles, die Ausführung eines Luftballons. Da
man nicht in Erfahrung bringen konnte, welche Luftart die Mont-
golfiers angewendet hatten, entschloss sich Charles, das Wasserstoff¬
gas zu verwenden. Nach vielen Mühen und Kosten gelang der
Versuch. Doch bekam der Ballon nach 30 Stunden einen Biss und
fiel 5 Stunden von Paris unweit des Städtchens Le Bourget unter
einen Haufen Bauern, die dadurch in nicht geringe Angst gerieten.
Die meisten waren der Meinung, der Mond falle vom Himmel herab.
Als aber das runde Ding sich machtlos vor ihnen herumwälzte, er¬
holten sie sich von ihrem Schreck und beeilten sich, dem Unhold mit
Dunggabeln, Dreschflegeln und anderen ländlichen Waffen vollends den
Garaus zu machen. Der schöne Ballon, an den sich so viele Hoff¬
nungen knüpften, ward jämmerlich zerstochen und zerrissen, zuletzt
an den Schweif eines Pferdes gebunden und querfeldein über Äcker
und Gräben geschleift. Nach diesem ersten nennt man alle mit
Wasserstoffgas gefüllten Ballons Charlieren zum Unterschied von den
mit erhitzter Luft gefüllten Montgolsieren.
Etienne Montgolfier war Zeuge des Erfolges von Charles gewesen.
Es entspann sich nun ein Wettstreit zwischen diesen hochbegabten
Männern, in welchem einer den andern durch seine Leistungen zu
überbieten suchte, was der Sache sehr zu statten kam. Montgoltiers