fullscreen: Die deutsche Dichtung des 19. Jahrhunderts in ihren Hauptvertretern

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II. Lieder des Lebens und der Liebe. 
sDer Lindenbaum: Am Brunnen vor dem Tore . . . .] 
Letzte 
Lier und da ist an den Bäumen 
Noch ein buntes Blatt zu sehn, 
And ich bleibe vor den Bäumen 
Oftmals in Gedanken stehn. 
Hoffnung. 
Schaue nach dem einen Blatte, 
Länge meine Loffnung dran; 
Spielt der Wind mit meinem Blatte, 
Zittr' ich, was ich zittern kann. 
Ach, und fällt das Blatt zu Boden, 
Fällt mit ihm die Loffnung ab, 
Fall' ich selber mit zu Boden, 
Wein' auf meiner Loffnung Grab. 
sIägers Lust: Es lebe, was auf Erden stolziert in grüner Tracht.j 
Vor der Türe meiner Lieben 
Läng' ich auf den Wanderstab; 
Was mich durch die Welt getrieben, 
Leg' ich dir zu Füßen ab. 
Wanderlustige Gedanken, 
Die ihr flattert nah und fern, 
Fügt euch in die engen Schranken 
Ihrer treuen Arme gern! 
Heimkehr. 
Was uns in der weiten Ferne 
Suchen hieß ein eitler Traum, 
Zeigen uns der Liebe Sterne 
In dem traulich kleinen Raum. 
Schwalben kommen hergezogen — 
Setzt euch, Vöglein, auf mein Dach! 
Labt euch müde schon geflogen. 
And noch ist die Welt nicht wach. 
Baut in meinen Fensterräumen 
Eure Läuschen weich und warm! 
Singt mir zu in Morgenträumen 
Wanderlust und Wanderharm! 
III. Frühlingskranz aus dem Plauenschen Grunde bei Dresden. 
Wer schlägt so rasch an die Fenster mir 
Mit schwanken grünen Zweigen? 
Der junge Morgenwind ist hier 
And will sich lustig zeigen. 
„Leraus, heraus, du Menschensohn!" — 
So ruft der kecke Geselle — 
„Es schwärmt von Frühlingswonnen schon 
Vor deiner Kammerschwelle. 
„Lörst du die Käfer summen nicht? 
Lörst du das Glas nicht klirren. 
Wenn sie, betäubt von Duft und Licht, 
Lart an die Scheiben schwirren? 
Die Sonnenstrahlen stehlen sich 
Behende durch Blätter und Ranken 
And necken auf deinem Lager dich 
Mit blendendem Schweben und Schwanken. 
„Die Nachtigall ist heiser fast, 
So lang hat sie gesungen, 
And weil du sie gehört nicht haft, 
Ist sie vom Baum gesprungen. 
„Da schlug ich mit dem leeren Zweig 
An deine Fensterscheiben: 
Leraus, heraus in des Frühlings Reich! 
Er wird nicht lange mehr bleiben." 
Morgenlied 
sFrühlingseinzug: Die Fenster auf! die Lerzen auf!]
	        
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