96
entlassen. Der Mächtige fügte sich, zog sich auf seine Güter
zurück und wartete seine Zeit ab.
Schon war als neuer Vorkämpfer der protestantischen Sache
der Schwedenkönig Gustav Adolf in Deutschland erschienen;
bald drang er siegreich bis an den Rhein und nach München
vor und bedrohte das Erbland des Kaisers. In seiner Not
wandte sich Ferdinand wieder an Wallenstein. Aber dieser
stolze Mann ließ sich lange bitten und willigte erst ein, als ihm
der unumschränkte Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen auf
Lebenszeit zugesichert wurde. Bald staub der Friedländer wieder
an der Spitze eines starken Heeres. Unter seiner Führung,
glaubten die Soldaten, müßten sie siegen. Gleich der erste An¬
griff Gustav Adolfs aus Wallensteins Lager bei Nürnberg ward
blutig zurückgeschlagen, und wenige Wochen später fiel der
Schwedenkönig in der Schlacht bei Lützen. Nach dieser Schlacht
zog Wallenstein nach Böhmen zurück und hielt sich seitdem vom
Kriege fern; heimlich aber knüpfte er mit den Schweden Unter¬
handlungen an, um sich mit ihrer Hülfe die böhmische Krone
zu sichern. Als der Kaiser dies erfuhr, erklärte er den Ober¬
feldherrn in die Acht und entband alle Offiziere vom Gehorsam
gegen ihn. Da fiel fast das ganze Heer, dessen Wallenstein so
sicher zu sein glaubte, von ihm ab. Mit nur 2000 Mann, die
ihm treu geblieben waren, warf er sich in die Festung Eger,
um sich mit den Feinden zu vereinigen. Doch dort ward der
einst so gewaltige Mann, den der Ehrgeiz zum Verräter gemacht
hatte, am Abend des 25. Februars 1634 von kaiserlich gesinnten
Offizieren ermordet.
62. Feldmarschall Derslinger.
Einer der tüchtigsten Generale des Großen Kurfürsten wav
der alte Derfflinger, der sich vom gemeinen Reitersmann zur
Feldmarschallswürde emporgeschwungen hatte. Er war 1606
in Österreich geboren und soll als armer Schneidergesell nach
Norddeutschland ausgewandert sein. Bei Tangermünde wollte