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in der Meinung, einen wirklichen Feind vor sich zu haben, mit
dem Schwert auf ihn. Er nannte seinen Namen und flehte
um sein Leben. Vergebens. Kunigunde glaubte, der böse Feind
verstelle sich, um sie zu betören, und stach zu. Zu spät erkannte
sie, daß sie ihren eigenen Gemahl getötet hatte.
Ihre Trauer war unbeschreiblich groß. Weder ihre lieben
Kinder, noch der freundliche Geistliche vermochten sie zu trösten.
Sie ging als Nonne in das Kloster zu Gräfrath und verbrachte
hier den Rest ihres Lebens.
20. Wie der starke Hermel unser Vergisches Land
von den Heiden befreite.
Vor vielen, vielen Jahren kamen große Heidenheere den
Rhein herabgezogen. Wo sie ans Land stiegen, da nahmen sie,
was ihnen gefiel. Sie sahei? das Land ringsum als ihr Eigen-
tum an, und die Leute, die darin wohnten, mußten ihnen als
Knechte dienen. Sie kamen auch in unser Bergisches Land und
machten sich da zu Herren. Die Leute wehrten sich zwar gegen
die fremden Heiden, aber weil die Fremdlinge stärkere Schilde
und Schwerter hatten, wurden die Einwohner des Bergischen
Landes geschlagen und zu Knechten gemacht. Sie murrten aber
und dachten immer darüber nach, wie sie wieder srei werden
könnten. Endlich gelang es ihnen. Das ging aber so zu.
In den Bergen unseres Heimatlandes wohnte ein großer,
Parker Jüngling, der überall der starke Hermel hieß. Der war
wohl sechs Ellen hoch, breitschultrig und stark gebaut, dabei aber
so gutmütig, daß er keinem .Kinde etwas zuleide tun konnte.
Auch schien er so willig, daß er alles tat, was man ihm auftrug.
Als der starke Hermel zwanzig Jahre alt war, sollte er den
fremden Herren dienen, und die sreuten sich schon auf den starken
Knecht und dachten, er werde ihnen ein schön Stück Arbeit ver-
richten. Als der erste Arbeitstag anbrach, machten sich die Leute
ans Werk. Sie waren tüchtig beim Dreschen, aber der starke
Hermel lag noch im tiefen Schlafe auf dem Strohlager und
schnarchte, denn er war sehr müde von der Reise. „Fauler Tage-
dieb," riefen sie ihm zu, „wir werden mit dem Dreschen fertig
sein, wenn du ausgeschlafen hast." Ter Schläser rieb sich die
Augen, sah an, was schon an Arbeit getan war, betrachtete das
Getreide, das noch zu dreschen war, und sagte ganz ruhig: „Um