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Als der Herbst kam, behielten Tannen und Kiefern ihre 
Nadeln; auch Buchsbaum, Efeu und Stechpalme legten ihren 
grünen Schmuck nicht ab. Andere Bäume, wie Eiche und Buche, 
hielten ihr dürres Laub fest, bis im Frühling ihr neues Blätter- 
kleid wuchs. So waren die Bäume niemals kahl, und der Teufel 
konnte nie sagen:„Jetzt fängt meine Herrschaft an." Zornig ver- 
kroch er sich in die Erde. Nur um Mitternacht kommt er bis-- 
weilen heraus, um die Leute zu erschrecken. Auch wenn es im 
Winter stürmt, daß die Bäume sich krachend zur Erde neigen und 
der Schnee so dicht fällt, daß kein Blatt und keine Nadel am 
Baum mehr zu sehen sind, dann sagt man wohl: „Der. Teufel 
treibt sein Spiel im Walde." 
Die warme Frühlingssonne jedoch hat den Schnee bald 
weggeschmolzen. Der Bauersmann sieht wohl das trockne Laub 
an Eichen und Buchen hängen, ruft aber jubelnd aus: „Des 
Teufels Reich ist doch zu Ende. Der liebe Herrgott regiert noch. 
Er wird uns für die dürren Blätter bald grüne bescheren." 
Alle Bäume und Sträucher aber, die dem Herrgott zuliebe 
ihr grünes Kleid behielten, gingen nicht ohne Lohn aus. Die 
fromme Tanne wurde zu einem geraden, schlanken Baum erhoben, 
Stechpalme und Wachholder erhielten scharse Spitzen zum Schutze 
gegen ihre Feinde. Alle drei aber, vor allem der Tannenbaum, 
wurden erwählt, die Menschen zum lieben Weihnachtsfeste zu 
erfreuen. Den Efeu vermählte Gott mit der getreuen Eiche und 
gab den schwachen Ranken Dach und Stütze. Den Buchsbaum 
hat er zum Zeichen der Freude bestimmt, aus daß er den Braut- 
leuten beim Kirchgange auf den Weg gestreut werde. Die Buchen 
durften im Mai am ersten und am schönsten grünen. Die Linde 
wurde dadurch geehrt, daß man aus ihrem Holze die schönsten 
Heiligenbilder schnitzte. Die Erle aber, die ihr Laub abwarf, 
hat einen schlechten Standort an Sümpfen erhalten, und die 
Weide ist ein Sinnbild für Trauer und Unglück. 
22. Wie der erste Graf von Berg ein unglücklicher 
Mann wurde. 
Der erste Gras von Berg verlebte in seiner neuerbauten Burg 
gar glückliche Tage; denn er hatte die schönste Frau im ganzen 
Lande. Auch rühmte man weit und breit ihre Herzensgüte,
	        
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