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Traurig zog Graf Adolf -in seine Berge zurück. Tag und 
Nacht dachte er darüber nach, wie er es anfangen solle, um den 
geliebten Bruder wieder in seiner Nähe zu haben. Endlich hatte 
er einen Ausweg gefunden. Er ließ sein Schloß Berg in ein 
Kloster umwandeln. Dort zog Graf Eberhard als Mönch mit 
zwölf andern Mönchen ein. Graf Adolf aber baute sich ein neues 
Schloß: Burg an der Wupper. Jetzt waren die Brüder nur eine 
kleine Strecke von einander entfernt und konnten wie in ihrer 
Jugend oft bei einander sein. Als Graf Adolf alt geworden 
war, ließ er seine Söhne regieren und wurde auch Mönch. Nun 
waren die beiden Brüder in Liebe vereinigt und führten ein 
stilles, frommes Leben bis an ihr Ende. Im Dom zu Altenberg 
wird noch jetzt die Stelle gezeigt, wo die beiden Brüder be- 
graben sind. 
24. Gottesgericht auf Schloß Burg. 
Der Graf Heinrich von Berg hielt einst auf seinem Schlosse 
Burg an der Wupper einen Gerichtstag. Unter einer mächtigen 
Eiche am südlichen Ende des Schloßberges waren alle Richter, 
Schöffen genannt, um einen langen Tisch versammelt. Neben 
dem Grafen stand ein Edelknabe, der ein bloßes Schwert in der 
Hand hielt. Auch jeder Schöffe trug ein solches. Als das Gericht 
anfangen sollte, nahm der Graf dem Edelknaben das Schwert 
aus der Hand, schlug dreimal auf den Tisch und legte dann die 
Waffe vor sich nieder. Ein Herold des Grafen rief nun den 
Versammelten zu: „Wer eine Klage hat, soll sie vorbringen!" 
Da trat der junge Engelbrecht vom Boltenberge vor die Schöffen 
hin, hob seine rechte Hand empor und sprach: „Ich klage den 
Ritter Gerhard von Steinbach einer schmachvollen Tat an. Im 
Schwelmer Walde hat er den edlen Gerlach von Scherven hinter- 
rücks überfallen und ermordet. Wir fanden den Leichnam des 
Erschlagenen und hatten ihn kaum in Sicherheit gebracht, als 
unser Feind, der Graf von der Mark, uns überfiel und zehn 
unserer besten Männer erschlug. Gerhard von Steinbach hatte 
uns dem Feind verraten. Zwölf Männer aus unserer Ritter- 
schast können bezeugen, daß Gerhard von Steinbach ein feiger 
Verräter und Mörder ist." 
Kaum hatte der Ankläger ausgeredet, als sich ein lautes 
Murren unter den Rittern erhob. Alle liebten Gerhard von
	        
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