- 46 - 
Unglaubliche gesehen. Der Gerettete aber erhob seine Rechte 
drohend gegen den Schloßberg und rief: „Gras, Moos und 
Strauch müssen verdorren auf dem Wege, den mein Roß mit 
seinen Hufen berührte. Kahle Felsen sollen hier für ewige 
Zeiten ein Denkzeichen sein, und alle Welt soll wissen, daß Gott 
dem Unschuldigen beisteht in seiner Not." Damit ritt er seiner 
heimatlichen Burg zu. — Noch heute aber zeigt ein kahler Fels- 
streifen am südlichen Abhänge des Burger Schloßberges die 
Stelle, wo sich das Gottesgericht zugetragen hat. 
25. Wie ein unzufriedener Bauernbursche wieder 
zufrieden Wurde. 
Nicht weit von der Stelle, wo einst das Kloster Altenberg 
stand, erhebt sich der Bülsberg. Auf dieser Höhe breitete sich 
ein Tannenwaldchen aus. Dort sah man in der Ferne den Dom 
von Köln und in der Nähe den von Altenberg. 
Einst lag ein Bauernbursche dort unter den Bäumeu und 
träumte mit offenen Augen. Warum aber hafteten feine Blicke 
immer wieder an der Burg da unten, die dem Ritter von Strau- 
Weiler gehörte? Da wohnte die Jungfrau, der sein Herz gehörte, 
und an die er immer dachte. Es war das schöne Töchterlein 
des Ritters von Strauweiler. Aber wie durfte der Bauernsohn 
es je wagen, dem vornehmen Ritterfräulein von seiner Liebe zu 
reden? Das war nur einem Ritter erlaubt. Er grübelte und 
grübelte und wünschte sehnlichst, ein Ritter zu sein. Dann 
brauchte er seine Liebe nicht mehr im Herzen zu verbergen, sondern 
konnte der holdseligen Jungfrau davon sagen. Wie er noch so 
hin und her dachte, stand auf einmal ein merkwürdiger grauer 
Mann vor ihm und sagte: „Ich kann deine Wünsche erfüllen. 
Du mußt aber alles tun, was ich dir sage." Damit hielt er dem 
Burschen ein Papier hin, das dieser unterschreiben sollte. Der 
Bauer willigte mit Freuden ein, und bald war der Graue wieder 
verschwunden. 
Der Bursche ging heim. Aber was war denn das? Wo 
sonst sein väterliches Haus gestanden hatte, erblickte er nun ein 
herrliches Schloß mit stattlichen Türmen. Drinnen aber war 
alles, was man sich nur wünschen konnte. Da gab's Knechte 
und Mägde, Pferde und Hunde. Im Keller lagen Fässer mit 
edlem Wein aller Art; die Vorratskammern waren gefüllt mit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.