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Raimund Köhler 
betrieben fehlten vielfach die Eisenerze aus den lothringischen und luxem¬ 
burgischen Gruben. In den mitteldeutschen Fabriken wurde der Mangel 
an Roheisen aus Rheinland und Westfalen und aus Oberschlesien sehr fühl¬ 
bar. — Manche Fabriken mußten infolge des Wagenmangels eine Zeit¬ 
lang stillstehen. Alles mußte im Interesse des Vaterlandes ertragen werden. 
Die erste Ausnahme von der vollständigen Aufhebung des Güterver¬ 
kehrs wurde zugunsten der Lebensmittel gemacht, die in Großstädten, ins¬ 
besondere in Berlin, auf den Markt gebracht werden sollten (Dringlichkeit 
des Bedürfnisses, Verderblichkeit der Güter). Vom (7. August ab wurde 
der Güterverkehr für gewisse notwendige Bedarfsartikel, vom 7. September 
ab im größten Teil Deutschlands allgemein wieder aufgenommen. So¬ 
bald sich jedoch innerhalb eines Teiles von Deutschland Truppenver¬ 
schiebungen notwendig machen, wird der private Güterverkehr unter Um¬ 
ständen vorübergehend für bestimmte Strecken oder Gebiete wieder ganz oder 
teilweise gesperrt. Eine Gewähr für die Innehaltung bestimmter Liefer¬ 
fristen übernimmt die Eisenbahnverwaltung während des Krieges nicht. 
Allmählich sind auch die Verbindungen mit Österreich-Ungarn und mit 
den neutralen Ländern wieder hergestellt worden. Selbstverständlich darf 
nichts mit der Eisenbahn nach dem Auslande versandt werden, was in 
Deutschland einem Ausfuhrverbot unterliegt. 
Als sehr störend wurde noch längere Zeit der Mangel an bedeckten 
wagen enixfunden, der dadurch veranlaßt war, daß die Militärverwaltung 
dauernd viele dieser wagen für Truppentransporte brauchte. Die Eisen¬ 
bahnverwaltung verlangte bei der Annahme solcher Güter, die sonst nach 
der Lisenbahnverkehrsordnung und dem in den allgemeinen Tarifbestim¬ 
inungen enthaltenen Verzeichnis (z. B. rohe Baumwolle, Holz, Zement) 
in bedeckten wagen zu befördern sind, daß die Absender sich mit einem Trans¬ 
port in offenen wagen ausdrücklich einverstanden erklärten. Auch wagen¬ 
decken fehlten vielfach. Eine gewisse Abhilfe wurde dadurch geschaffen, 
daß die Eisenbahnen private Bedeckungsmittel aller Art (Dachpappe) zu¬ 
ließen. Auch kam man verschiedenen Industrien dadurch entgegen, daß 
ihnen die Eisenbahn die Kalkwagen zur Verfügung stellte, die wegen des 
Darniederliegens der Bautätigkeit zum Versenden von Kalk weniger gebraucht 
wurden; auf diese weise konnte eine Zeitlang der für die Landwirtschaft 
im Herbst notwendige künstliche Dünger vor schädlichen Witterungseinflüssen 
während der Beförderung bewahrt werden. Für Kartoffeln wurden, wenn 
irgend möglich, bedeckte wagen verwendet. 
Die Eisenbahnverwaltungen sind nicht nur in militärischer, sondern 
auch in wirtschaftlicher Beziehung ihrer Aufgabe hervorragend gerecht 
geworden. Zunächst sorgten sie nach Kräften für die nötige Wagengestellung, 
damit die Herbsttransxorte für die Landwirtschaft bewirkt werden konnten. 
Auch die für die Allgemeinheit wichtige Kohlenindustrie ist bedacht worden; 
so sind im Oktober (9(4 im rheinisch-westfälischen Revier schon wieder bis 
24 000 wagen täglich für die Beförderung von Brennstoffen gestellt worden. 
Die Eisenbahnverwaltung ist aber nicht nur bemüht gewesen, die durch 
den Krieg unvermeidlich verursachten Einschränkungen in ihrer Leistungs-
	        
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