fullscreen: Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen und ländliche Fortbildungsschulen

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des Kartoffelbaues, welchem Millionen ihren Lebensunterhalt verdanken; 
die Einführung der Stallfütterung mit dem Klee-, Luzerne-, Esparsetten⸗ 
und Runkelrübenbau, wodurch sich der Viehstand verdoppelt und verdrei— 
facht hat; die Einführung leichterer und besser arbeitender Pflüge; die 
Verwendung von Säe-, Mäh- und Dreschmaschinen, von Pferderechen, 
Häufelpflügen, Pferdehacken, durch welche viele Menschenhände erspart und 
wohlfeilere Arbeit erzielt wird; die Verbreitung der Bodenentwässerung 
durch Drainröhren, wodurch unermeßlich viel Land verbessert und anbau⸗ 
fähig gemacht wird; die Verbesserung der Düngerstätten und der Dünger— 
bereitung; die Einführung neuer Düngemittel, wie Knochenmehl, 
Guano ꝛc., wodurch fich die Erzeugung verschiedener Bodenprodukte 
bedeutend gehoben hat; die Verbesserung der Fruchtfolge; die Einführung 
neuer einträglicher Wirtschaftszweige, wie Tabakbau, Hopfenbau, Seiden⸗ 
zucht; die Veredelung der Viehzucht; die Hebung der Bienenzucht und vieles 
andere. Ja, man darf mit Recht sagen, daß es kaum einen Teil der 
Landwirtschaft gebe, in dem nicht wesentlich mittelbare oder unmittelbare 
Fortschritte gemacht worden sind. 
Und woher kamen und kommen noch alle diese Fortschritte? Wahrlich 
nicht aus der Unwissenheit, Gedankenlosigkeit und dem zähen Hangen am 
alten Brauch, sondern aus dem Nachdenken, Überlegen und Berechnen. 
Zu Großvaters Zeiten mochte der Bauer sein Auskommen finden ohne viel 
Studierens. Die Landwirtschaft stand im allgemeinen auf einer niedrigen 
Stufe; die Güter waren wohlfeil, die Pachten und Zinsen leicht zu er— 
schwingen, die Taglöhne, die Preise der meisten Lebensbedürfnisse niedrig. 
Das alles ist anders geworden. Die Bodenpreise, Taglöhne ꝛc. stehen 
heute zwei⸗ bis dreimal so hoch als früher. Daraus folgt, daß auch ein 
ungleich viel höherer Nutzen dem Boden abgewonnen werden muß, wenn 
der Landmann sein Auskommen finden soll. Sein ganzes Streben muß 
also dahin gehen, auf dem möglichst entsprechenden Wege nachhaltig die 
möglichst größten und wertvollsten Ernten zu erzielen. Dazu ist viel Nach⸗ 
denken, Beobachten und Nachrechnen nötig, ja gewiß viel mehr, als ein 
Fabrikarbeiter oder gewöhnlicher Handwerker für seinen Beruf bedarf. So 
muß der rechte Bauer vor allem seinen Boden nach Bestandteilen und 
Zusammensetzung genauer kennen, um diejenigen Pflanzungen ermitteln zu 
bnnen, welche auf demselben am reichlichsten gedeihen. Hiernach bestimmt 
sich auch die Art der Fruchtfolge und deren Bestellung, die Art der 
Bodenbearbeitung, der Düngung, der Bodenverbesserung. Jede Gegend 
hat hierin ihre Eigentümlichkeiten, welche gekannt sein müssen, um Vorteil 
daraus zu ziehen, wie jede Pflanzenart wieder ihre besonderen Bedürfnisse 
erzeugt und nur dann den höchsten Nutzen bringt, wenn diese gehörig 
beobachtet werden. 
Der rechte Bauer weiß, daß das Gedeihen und Emporkommen der 
ganzen Wirtschaft wesentlich darauf beruht, daß möglichst viel Futter für 
das Vieh erzeugt wird. Viel Futter bringt viel Dünger, und der Dünger 
ist die Macht des ganzen Betriebes. Der gute alte Schlendrian begnüůgt 
sich noch immer mit dem kargen Futter geringer Wiesen, mit magern 
Weiden und der Brache. Der denkende Bauer aber rechnet aus, daß er 
auf einem Acker, den er mit Klee, Runkelrüben und Futtermais bestellt,
	        
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