Full text: Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands

126. Der Theestrauch. 
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125. Der Kaffee. 
or 300 Jahren wußte in Europa kein Mensch etwas vom Kaffee, und jetzt 
braucht dieser Erdteil jährlich über 300 Millionen Pfund, mehr, als alle 
übrigen Teile der Erde zusammengenommen. 
Der beste Kaffee kommt jetzt immer noch aus dem südlichen Arabien, 
besonders ans der Umgegend von Mokka. Im Jahre 1690 brachten die Hollän¬ 
der den 2 bis 3 Meter hohen Baum nach 
ihren ostindischen Kolonieen. Einige Jahre 
später wußte sich ein Franzose ein Bäum¬ 
chen zu verschaffen, das er während einer 
langen Seereise mit größter Vorsicht pflegte 
und aus der Insel Martinique anpflanzte. 
Jetzt sind auch auf allen anderen westindi¬ 
schen Inseln Kaffeepflanzungcn angelegt. Da 
stehen die Bäume nach der Schnur in 
regelmäßigen Vierecken. Die Blätter sind 
immergrün, länglich-rund, glänzend, leder¬ 
artig; die aus den Blattwinkeln büschelweis 
entspringenden, wohlriechenden Blüten, den 
Holunderblüten ähnlich, haben eine etwa 
zolllange, trichterförmige Krone und gewäh¬ 
ren einen sehr freundlichen Anblick, beson¬ 
ders da der Baum 8 Monate hindurch 
blüht und stets Blumen und Früchte zugleich 
trügt. Diese bilden eiförmige, 1 cm lange, 
fleischige, innen mit einer pergamentartigen 
Haut ausgekleidete, zweifächerige Beeren, 
die in ihrer dunkel scharlachroten Farbe unsern Kirschen gleichen. In jedem 
Fache liegt ein Samenkorn, die flache, mit einer Mittelfurche versehene Seite 
ist nach innen, die gewölbte nach außen gekehrt. Die reifen Beeren werden 
abgepflückt und an der Sonne getrocknet; dann scheidet man die Körner oder 
Bohnen auf besonders eingerichteten Mühlen von dem roten Fleische. 
Runkwitz. 
126. Der Theestrauch. 
er Thee ist kein solcher Weltbürger geworden, wie der Kaffee, der sich in 
jede Küche und auf jede Ofenbank drängt, sondern ein gar vornehmer 
Vetter desselben, der nur gewählte Gesellschaften besucht. 
Der Theestrauch gedeiht recht nur in seinem Vaterlande China und in 
Japan, wohin ihn chinesische Mönche verpflanzt haben. Anderswo wurde er 
auch angebaut, allein die feinen Zungen finden ihn grob und ohne Duft. 
Was für ein vornehmes Gewächs er ist, zeigt sich darin, daß man erst im 
dritten Jahre seine Blätter benutzen kann, und daß man schon im siebenten 
seine Sträucher wieder umhauen und neue setzen muß. In der Zwischenzeit 
will er mit Ölkuchen und trocknen Sardellen gedüngt und mit km Safte des 
Senfsamens begossen werden. — In China und Japan ist der Thee seit mehr
	        
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