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entgehen lassen. Esel und Elefant sind Spielzeuge, in deren Namen
die Lautanalyse den gleichklingenden Naturlaut leicht wiedererkennt.
Wieder achten wir auf die Mundstellung. Sie ist offen, doch sind
die Zähne näher als beim A. Über die Spielzeuge „Esel" und „Ele¬
fant" hören wir von den Kindern auch wohl einen kurzen Bericht,
es wird vielleicht der Wunsch rege, den Esel zu formen. Das gut-
willige Plastilin liefert den Rumpf aus der dickeren Walze, die Beine
aus dünneren Walzen, der Schwanz wird aus einem Stück Bindfaden
gemacht. Die Beine des Tieres erhalten innen Stäbchen als Stützen.
Die Ohren werden aus einer Walze flachgedrückt, zu zwei kleinen
Tüten geformt und angeklebt. Wie wir uns die Darstellung des E
mit den Stäbchen denken, ist nach dem Voraufgehenden nicht schwer.
Ebenso lassen wir uns die Gelegenheit zum Rechnen nicht entgehen.
Vier Beine! Vorn zwei und hinten zwei. Vier Stäbchen zum E,
ein langes und drei kurze. Leicht macht man aus dem E ein I! Wie
muß mans machen? Welche Aufgabe muß man rechnen? 4 weniger
3 ist 1.
Das Können, das aus unserm Gesamtunterricht hervorgewachsen
ist, bedeutet jetzt schon einen großen Gewinn. Drei Selbstlaute sind
nach ihrer Entstehung klar, sicher in der Nachbildung gelernt. Die
Formen der Lautzeichen sind wie im Spiel erworben, die rechnerischen
Beziehungen sind an sachlichen Vorgängen deutlich erkannt worden.
Unser Weg führt uns im Gesamtunterricht an bekannten Dingen
vorüber wie zufällig auch in die Laubenkolonie. Sie spielt
im Leben des Berliner Kindes eine gewisse Rolle. Draußen an der
Laube entfaltet sich dem nach der Natur lechzenden Großstädter ein
Miniaturbild des Landlebens Wer auf einem Stückchen Erde seine
Mohrrüben, seine Bohnen und Gurken, seine bescheidenen Blumen
zieht, der freut sich an dem Werden und Wachsen und denkt in lieber
Erinnerung an die schöne Zeit in seiner Jugend, wo die Landschaft
draußen das alles viel reichlicher hergab. Das Kind aber sieht hier
die natürlichen Vorgänge des Wachsens und Werdens, die Sorgfalt
der Pflege und empfindet einen Teil der Freude an der bescheidenen
Ernte der Eltern. Das Erntefest in der Laubenkolonie wird mit be-
sonderem Gepränge gefeiert, und oft genug verirrt sich so ein Ableger
des Erntefestes bis auf den Hof eines Berliner Mietshauses, wo bunte
Papierfahnen und Lampions unter der huldvollen Genehmigung des
Hauswirts die äußerlichen Zeichen des eigentlichen Erntekranzes vor-
stellen. Ähren und Garben fehlen zwar beim feierlichen Umzug, aber
wie das Fest der Schnitter bleibt dieser Tag auch in der Lauben-
kolonie nicht ohne belebende musikalische Genüsse, seien es die Klänge
eines Leierkastens oder die einer Ziehharmonika. Welche Fülle des
Plauderstoffes! So viel Vorgänge, so viel einzelne Themen lassen sich
stellen. Vom Umgraben! Vom Säen! Wie die jungen Pflanzen auf¬