4 Der Kamm des Gebirges und das Hügelland der Elster und Mulde.
und der Fränkische Jura, noch das Erzgebirge und der Frankenwald nebst dem
Thüringer Walde unmittelbar mit diesem Knoten zusammenhängen: sie sind
vielmehr sämtlich durch Einsenkungen und Plateauflächen deutlich von ihm ge-
schieden. Den Übergang zu den beiden letztgenannten Gebirgen bildet das
Vogtland. Dieser Name kommt nicht bloß den Gegenden zu, iu denen Sachsen,
sich zwischen Thüringen und Böhmen eindrängend, dem nordöstlichen Bayern
die Hand reicht, sondern er umfaßt auch Teile von allen letzteren Ländern. Von
Bayern gehört Hof mit dem von der Regnitz, einem rechten Nebenflusse der
Saale, durchzogenen Gebiete dazu, von Thüringen die renßischen Länder, der
weimarische Kreis Neustadt und das altenburgische Amt Ronneburg, von Böhmen
der nordwestlichste Winkel mit Asch und Teilen des Egerlandes.
Das sächsische Vogtland. Seinen Namen hat das Land von den Vögten er-
halten, die es einst verwalteten oder beherrschten. Als nämlich zur Zeit der Völker-
Wanderung in die verlassenen deutschen Gaue von Osten her Slaven eingedrungen
waren, hatten sie sich, an den Flüssen aufwärts ziehend, auch hier niedergelassen,
wofür heute noch viele Ortsnamen slavischen Ursprungs, wie Plauen. Treuen,
Ölsnitz, Würschnitz und andre, zeugen. Als dann im Westen die große Völkerwoge
sich staute und die Deutschen sich gegen ihre früheren Wohnsitze zurückwandten,
entbrannte auch in den Quellgegenden der Saale und Elster zwischen den beiden
feindlichen Rassen ein heißer Kampf um den Besitz des Landes. Die Deutschen
drangen zuerst von Bayern aus in dieses slavifche Gebiet ein, und die Slaven
rächten sich durch räuberische Einfälle in Thüringen. Das konnten sich die frän-
kifchen Könige, zu deren Reiche Thüringen gehörte, nicht gefallen lassen, und
sie vergalten den Slaven ihre Raubzüge reichlich. Besonders die Karolinger
traten kräftig auf und begnügten sich nicht damit, die Gegner einfach zu züchtigen,
sondern suchten sie auch unter ihre Botmäßigkeit zu bringen. So wurde 869
das Land zwischen Saale und Elster zu Thüringen geschlagen, so daß nunmehr
letzterer Fluß die Grenzscheide zwischen den Deutschen und den Slaven bildete.
Was die Karolinger begonnen hatten, das vollendeten die sächsischen Kaiser
Heinrich I. und Otto I. Die Slaven mußten sich in uuserm Gebiete vollständig
der deutschen Macht beugen, und mit dem Christentum, dessen Ausbreitung die
Kaiser eifrig förderten, schritt die Germanisierung unaufhaltsam vorwärts. Um
die deutsche Herrschaft zu sichern und die Ordnung aufrecht zu erhalten, wurdeu
zahlreiche Burgen angelegt und nebst weiten Strecken Landes von den Kaisern
ihren Getreuen übergeben, unter denen die Grafen von Eberstein, Orlamünde,
Arnshangk und Lobdaburg, die Edlen von Sack, Feilitzfch, Beulwitz, Metzfch
und andre genannt werden, deren Namen zum Teil noch heute unter den Adels-
familien des Vogtlandes vorhanden sind.
Aber bei weitem nicht alles Land wurde Rittern geschenkt oder verliehen,
sondern die Kaiser behielten auch vieles für sich und bildeten daraus Reichs-
domänen oder Krongüter, zu deren Beaufsichtigung und Verwaltung sie Vögte
oder Aufseher einsetzten. Diese hingen ursprünglich ganz und gar von den
Kaisern ab, von denen sie willkürlich ein- und abgesetzt wurden und die im
Todesfalle frei über die Vogteien verfügen konnten. Allmählich gelang es jedoch
einzelnen Vögten, die ihrer Obhut anvertrauten Besitzungen erb- und eigen-
tümlich an sich zu bringen. Am mächtigsten wurde das Geschlecht der Reußen,