Full text: Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale (Bd. 7)

8 Der Kamm des Gebirges und das Hügelland der Elster und Mulde. 
Derselbe Grund, aus welchem dem Vogtlande die Segnungen des Verkehrs 
erwuchsen, brachte ihm jedoch auch die Schrecken des Krieges. Die erste 
Heimsuchung verursachte der Hussitenkrieg. Der Bischof von Naumburg, zu 
dessen Sprengel der größte Teil des Vogtlandes gehörte, hatte auf dem Konzil 
zu Kostnitz für Huß' Tod gestimmt und besonders mitgewirkt, außerdem hatten 
die Herren von Plauen, Greiz und Gera an der Bekämpfung seiner Anhänger teil- 
genommen. Zur Rache dafür fiel zu Anfang des Jahres 1430 eine Hussitenschar 
von Zwickau aus ins Vogtland ein, und Morden, Sengen und Brennen be- 
zeichneten ihren Weg. Auf dem platten Lande verließ jeder den heimatlichen 
Herd, um sich in den Wäldern zu verbergen oder iu den Städten und Schlössern 
Schutz zu suchen, letzteres freilich vergeblich. Reichenbach und Auerbach wurden 
eingeäschert, und am 24. Januar erstürmten die Hussiteu trotz der tapfern 
Gegenwehr der Bürger die Stadt Plauen. In ihrer durch Widerstand gesteigerten 
Wut metzelten sie alles nieder, was Waffen trug, iu allen Häusern plünderten sie, 
und endlich gaben sie die ganze Stadt den Flammen preis. Die Zahl derer, die 
in diesem Elend den Tod fanden, wird auf 700—800 angegeben, uud dazu 
kamen noch diejenigen, die am nächsten Tage bei der Übergabe des Schlosses ver- 
räterischerweise hingemordet wurden. Es war nämlich allen denen, die ihre 
Waffen niederlegen und gutwillig das Schloß räumen würden, freier und sicherer 
Abzug versprochen worden. Die Besatzung des Schlosses und alle diejenigen, 
welche mit Hab und Gut sich hier herauf geflüchtet hatten, ergriffen dieses An- 
erbieten mit Freuden, kamen den gestellten Bedingungen nach und schickten sich 
an, das Schloß zu verlassen. Aber noch während der Unterhandlungen drangen 
die Belagerer durch das geöffnete Thor ein und schlugen erbarmungslos alles 
nieder, was ihnen in den Weg kam. Am meisten mußten die deutschen Ritter, 
welche seit dem 13. Jahrhundert eine Ordenskomturei in Plauen besaßen, und 
die Mönche ihren Haß empfinden; unter den grausamsten Qualen wurden sie zu 
Tode gemartert und viele derselben lebendig begraben. — Wenige Monate 
später, den 6. April, teilte Ölsnitz das Schicksal Plauens. 
Nicht besser erging es dem Vogtlande im Dreißigjährigen Kriege. Als 
Wallenstein 1632 sein Lager bei Nürnberg aufgehoben hatte und nach Norden in 
der Richtung auf Leipzig marschierte, zog zwar seine Hauptmacht am Vogtlande 
vorüber, aber einzelne Abteilungen unter Gallas, Piceolomini und Holk kamen 
doch herein und verwüsteten das arme Vogtland auf eine fürchterliche Weise. 
Besonders Holk, „die Vogtländische Geißel", setzte sich hier ein schreckliches Denk- 
mal; Schutt- und Aschenhaufen zerstörter Städte und Dörfer und vernichtete 
Getreidefluren ließ er hinter sich zurück. Am meisten hatte die Stadt Olsnitz 
zu leiden. Die kurfürstliche Besatzung war nur schwach, aber die Bürger der 
Stadt ergriffen die Waffen, um bei der Verteidigung zu helfen. Es wurden 
zwar noch einmal Unterhandlungen mit der Stadt wegen freiwilliger Übergabe 
angeknüpft; allein während die Bürger sich berieten, überstiegen die Kroaten, 
Panduren und Wallonen die doppelten Gräben und Ringmauern und richteten 
ein entsetzliches Blutbad an, in welchem an 1000 Menschen ihren Tod fanden. 
Dann wurde die Stadt angezündet, und über 500 Einwohner erstickten elendiglich 
in den Kellern, wo sie sich versteckt hatten. 
Im Gefolge dieser Kriegsleiden fanden sich Pest und andre ansteckende 
Krankheiten ein. In seiner „Geschichte des sächsischen Vogtlandes" erzählt
	        
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