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I. Geschichte.
3. Joachim T. Hefter (1499 — 1535) war erst 15 Jahre alt, als er zur Herrschaft
kam. Da glaubten übermütige Edelleute, ungestraft ein Raubritterleben führen zu können.
Sie sollen dem jungen Kurfürsten sogar den höhnenden Vers: „Zoachimchen, hüte dich;
sangen wir dich, so hangen wir dich!" an die Tür seines Lchlafzimmers geschrieben haben.
Über Joachim hielt scharfe Ordnung und ließ eine Anzahl der wilden Gesellen hinrichten.
Damit jedermann sein Recht finden könnte, setzte er das Rammergericht in Berlin ein.
Zur Ausbildung von tüchtigen Richtern und Beamten eröffnete er in Frankfurt a. G.
eine Universität. — Der Reformation stand Joachim I. feindlich gegenüber, konnte je¬
doch die Ausbreitung der neuen Lehre in der Mark nicht hindern. Leine eigene Ge¬
mahlin Elisabeth trat zum evangelischen Glauben über und mußte deshalb vor seinem
Zorne nach Lachsen fliehen. — Ulte Unrechte auf Pommern sicherte er durch einen Ver¬
trag, in welchen! den Kurfürsten von Brandenburg Pommern zugesagt wurde, wenn
die dortigen herzöge ausstürben.
Lein Lohn Joachim II. hektor führte die Reformation in der Mark ein, ließ
Schulen errichten und suchte die Bildung der Geistlichen zu heben. Durch seinen klugen
Kanzler Lamprecht Distelmeger schloß er mit dem Herzoge von Liegnitz, Brieg und
kvohlau einen Erbvertrag (1537). Ln diesem wurde bestimmt, daß die drei schlesischen
Lande nach dem Uussterben des herzoglichen Hauses an Brandenburg fallen sollten.
4. JshüNN LlgMMMd (1608 — 1619) vermehrte den Besitz seines Hauses durch
zwei wichtige Erwerbungen auf das Doppelte. Die Herzogtümer Preußen und
Kleve fielen unter seiner Herrschaft an Brandenburg. Die hohenzollern-
schen Kurfürsten faßten damit Fuß an Weichsel und Rhein.
Das Herzogtum Preußen. Zwischen Weichsel und Memel wohnten seit alten Zeiten
die heidnischen Preußen. Als alle versuche, sie friedlich zu bekehren, mißlangen, rief der Bischof
von Gliva den deutschen Ritterorden gegen sie zu Hilfe (5. 26). Da sandte der Hochmeister im
Jahre 1230 eine Anzahl Ordensritter, um Preußen zu erobern. Sie drangen von Kulm an der
Weichsel aus in das Land ein und unterwarfen es mit Unterstützung deutscher Kreuzfahrer in
harten Kämpfen, die mehr als 50 Jahre dauerten. Das eroberte Gebiet sicherten sie, indem sie
feste Burgen Anlegten und deutsche Bauern und Edelleute ansiedelten. Der Hochmeister wohnte
in der prächtigen Marienburg, von dort aus beherrschte er ein Reich, das sich in seiner Glanz¬
zeit (1350) von der Oder bis zur Düna erstreckte. Später aber geriet der Orden mit dem
benachbarten Königreiche Polen in lange Kriege. Er mußte den westlichen Teil Preußens
mit der Marienburg abtreten. Den östlichen behielt er zwar, aber nur als polnisches Lehen
(1466). — Zur Zeit der Reformation war ein hohenzoller Hochmeister. Er verwandelte auf
Luthers Rat das Grdensland, dessen Bewohner sich der evangelischen Lehre angeschlossen hatten,
in ein weltliches, erbliches Herzogtum. In seiner Hauptstadt Königsberg gründete er auch
eine Universität. Sein Sohn besaß nur zwei Töchter, von denen die ältere mit dem Kur¬
fürsten Johann Sigismund verheiratet war. So kam Preußen durch Erbschaft an
Brandenburg (1618). Es war jedoch kein Teil des Deutschen Reiches. Der Kurfürst von
Brandenburg war als Herzog von Preußen vom Kaiser unabhängig; wohl aber
mußte er dem Könige von Polen den Lehnseid leisten. — Die deutschen Ordensritter trugen
einen weißen Mantel mit einem schwarzen Kreuze; daher sind die Farben „schwarz-weiß''
preußische Landesfarben geworden.
Kleve. Johann Sigismunds Gemahlin war die Richte des letzten Herzogs von Kleve.
Als dieser kinderlos starb, erhob Johann Sigismund Anspruch auf das Land. Dabei geriet er aber
mit andern Fürsten in Streitigkeiten. Schließlich wurde das Erbe durch einen Vertrag (1614)
geteilt, wobei Johann Sigismund Kleve, sowie die Grafschaften Mark (Hauptstadt
Hamm) und Ravensberg (Hauptstadt Bielefeld) erhielt.