Frankreich im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation
im Begriff, im Bunde mit den deutschen Protestanten Habsburgs
Festsetzung am Niederrhein (§ 192) mit Waffengewalt zu hindern,
als er dem Dolche des Fanatikers Ravaillac erlag (1610). Als Werk¬
zeug kriegerischer Politik hinterließ er seinem Nachfolger ein schlag¬
fertiges Heer von 20000 Mann.
§ 181. Französische Kultur im 16. Jahrhundert. Im 16. Jahr¬
hundert prägte die Renaissance auch der Kultur Frankreichs ihren
Stempel auf. Besonders die Regierung des glänzenden Franz’ I., eines
freigebigen Förderers der Künste und Wissenschaften, war die Blüte¬
zeit der neuen Richtung.
Die Universitäten nahmen einen gewaltigen Aufschwung. In
Guillaume Bude, der das Studium des Griechischen in Frankreich Die kiassi-
einführte, dem gelehrten Buchdrucker Heinrich Stephanus, dem Her- sSdten
ausgeber griechischer Schriftsteller Casaubonus und dem Philosophen
Petrus Ramus besaß Frankreich große Humanisten. Auch der
Historiker de Thou schrieb damals seine Zeitgeschichte in lateinischer
Sprache.
Dem Französischen selbst kamen die klassischen Studien zugute, Die
da sie das Stilgefühl schärften. Als Meister der Prosa erscheint
Calvin, dessen Institution chretienne (§ 170) in ähnlicher Weise für
diefrahzösische Sprache vorbildlich wurde wie Luthers Bibelüber¬
setzung für die deutsche. Als Satiriker ragte Rabelais hervor, dessen
Roman Gargantua ein derb witziges Sittengemälde der Zeit bietet.
Der formgewandte Malherbe (um 1600) war der gefeiertste Dichter.
Er strebte vor allem Regelmäßigkeit des Versbaus an, wobei freilich
die Schönheit der Form über die innere Kraftlosigkeit seiner Verse
nicht hinwegtäuschen konnte. Die Einführung des Alexandriners in
die französische Dichtkunst geht auf ihn zurück. Unter Heinrich IV.
entstand in Paris auch das erste feste Theater, das nun das Volk
zum Verständnis der späteren großen Dramatiker erzog.
Nicht entfernt vermochte sich die französische Malerei des Die Kunst
16. Jahrhunderts mit der gleichzeitigen deutschen zu vergleichen; ntlssfnce
auch der graziöse Bildnismaler Franz Clouet, der Hofmaler Franz’ I.
und seiner Söhne, entstammte einer niederländischen Malerfamilie.
Der Hof förderte auch die Plastik, die um die Mitte des Jahrhunderts
in den Königsgräbern von St. Denis ausgezeichnete Werke schuf.
Seit Franz I., der die Italiener Lionardo (§ 137) und Benve¬
nuto Cellini (§ 185) an seinen Hof zog, herrschte auch in der
Baukunst der Geist der Renaissance und äußerte sich wie in
Deutschland im Bau herrlicher Schlösser der Könige und des
Adels. Die höchste Pracht entfaltete das Schloß Chambord bei Die franzö-
Blois; reich ausgeschmückt war auch Franz’ I. Lieblingssitz zu Königs-
Fontainebleau. In Paris erfolgte der Umbau des mittelalterlichen schlösser
ScKIosses Louvre zu einem prunkvollen Renaissancebau, für dessen
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