Full text: Historisch-geographischer Atlas der Alten Welt

18 
des A. T.) u. a. wohnten. Hierzu gehörte der Natur des 
Landes und dem Stamme der Einwohner nach auch das süd¬ 
liche Mesopotamien bis zum Tigris, welches in älterer Zeit 
auch nur Arabia genannt wird (vgl. §. 73). 
§. 8G. A r a 1» i a Fetraea 
hiess bei den Griechen seit Alexander nach der Hauptstadt 
das nordwestlichste Vorland Arabiens am obern Ende des 
Arabischen Meerbusens bis zum Mittelmeer (wo zwischen 
den Philistäern oder dem eigentlichen Palacstina und Aegyp¬ 
ten schon in älterer Zeit Araberstämme ,(später Saraceni) 
genannt werden. Die eigentlichen ältern Bewohner aber 
waren Aramäische und den Hebräern enger verwandte, 
nur uneigentlich von den Griechen A ra b e r genannte Stämme, 
namentlich in der Halbinsel des Sinai (vgl. Taf. V.) die 
Amalekiter, südlicher bis auf die Ostseile des Meerhusens 
AEGYPTEN. 
<§. SS*. Dieser in den europäischen Sprachen gebräuch¬ 
lich gewordene Name, von den ältesten Griechen nur auf 
den einzigen Fluss des Landes, den Nilus (Nsttos, ägypt. 
Aur oder Jarö, d. i. Fluss, daher im A. T. Jeor, oder 
hebräisch Schichor, d. i. der dunkle) angewendet, wurde 
in der Folge auch auf das Land übertragen, welches mit äl¬ 
testem einheimischem Namen C he in i (Xijuirt, d. i. schwarz, 
zunächst von dem schwarzen Boden des Flussthaies), und 
bei den östlich angränzenden Semitischen Völkern, nament¬ 
lich den Arabern (und diesen folgend hei allen Orientalen) 
noch jetzt M i s r heisst, wie schon bei den Hebräern im A. T., 
wo der Landesname in der Dualform Mizrajim (altpers. 
Mudräja) lautet, wegen der Zweitheilung des Landes in 
Ober- und U n te r-Aegypten (das Nilthal und das ebene 
Küstenland, namentlich das von den Griechen so benannte 
Delta); eine natürliche Eintheilung, die schon in den älte¬ 
sten aegyptischen Urkunden „der Könige der beiden Aegyp¬ 
ten“ anerkannt wird. 
Das uralte Reich von Tape (von den Griechen Thebae 
genannt) oder Ober-Aegypten (Pathrös im A. T., von den 
Griechen nach der Hauptstadt T heb als genannt), wahr¬ 
scheinlich mit Einschluss des nördlichen Aethiopiens, scheint 
der älteste Sitz einer das vierte Jahrtausend v. Chr. weit 
übersteigenden einheimischen Cultur gewesen zu sein, mit 
der später der Sitz der Herrschaft stromabwärts vorrückt. 
Mit der Theilung in die Reiche von This und Memphis 
ägypt. Men-nufi, erster König Mena, Aifiojc *), beginnt 
die zusammenhängende und durch Monumente beglaubigte 
Geschichte und setzt sich bis zur völligen Unterwerfung 
durch Persien in dreissig zumTheil neben einander bestehen¬ 
den Dynastien durch mehr als drei Jahrtausende fort. 
*) 3893 v. Chr. nach der Berechnung von Lepsius in seiner 
Aegyptischen Chronologie (Berlin 1849), weichem neuesten, scharfsinnig¬ 
sten und auf die grösste Menge meist neuentdeckter Denkmäler hegrün- 
die M i d i a n i t c r (späterer Ilauptort Madiana), nordöstlicher 
im Gebirge Seir und bis zu den Gränzen Palaestinas zuerst die 
Horiter, dann die Edomiter (nach griechischer Form 
Idumäer); letztere, als nächste Verwandte der Hebräer, 
bildeten hier schon ein eigenes Reich als die Israeliten nach 
Kanaan durchzogen; Hauptstadt Keltern (aram. Name, bed. 
Fels, daher hebr. mit derselben Bedeutung Sela, auch Jok- 
theei, griecli. Petra genannt). Das ganze Land war unter 
David und Salomo dem Israelitischen Reiche unterworfen, 
später auch mehrmals von den Königen von Juba beherrscht, 
während zu Zeiten auch die Könige von Moab ihre Macht 
bis Sela ausdehnten. Der nördliche Theil an der Grenze 
von Moab, wo Bozra (Huseira) und Tophel (Tufila), wurde 
auch Gebäl (griech. Gcbalene), d. i. Bergland, genannt. 
Hafenort am Arab. Meerbusen Elath oder Ai Iah (Aelana) ; 
daneben Ezeongeber, von Salomo erbaut. Nach dem Falle 
des Reiches Juda dehnten sich die Edomiter über das 
A F R I C A. 
§. 88. Übersicht der Geschichte. 
Altes Reich. Mit der Wiedervereinigung des getrenn¬ 
ten Reiches durch die III. Memphitische Dynastie (seit 3650) 
beginnt die Errichtung der ältesten grossen Denkmäler, der 
PyraTniden von Memphis (die grösste des Schafra, 
reg. seit 3397, die 2te des Chufu, Xioiji, 3426, die 3te des 
Menkera, Mv/.t{Hvog, 3370, alle der IV. Dynastie angehörig) 
und die Ausdehnung der aegyptischen Herrschaft über das 
benachbarte peträische Arabien (Denkmäler dieser Dynastie 
in den Kupferbergwerken am Sinai). Unter der XI. bis XIII. 
Dynastie wird Thebae wieder Hauptstadt; von derXIl. Dy¬ 
nastie zeichnet sieh Sesurtesen II. (der ältere Sesostris der 
Griechen) durch Eroberung von Aethiopien und Libyen aus, 
Amenemha III. durch Anlage eines künstlichen Sees zur 
Aufnahme der überflüssigen Nilgewässer während des Hoch¬ 
wassers (daher Phiöm-nte-mere, d. i. See der Überschwem¬ 
mung genannt, woraus die Griechen den falschen Namen 
Moeris für den See und den König bildeten, noch jetzt 
Fajitm), und Erbauung des Labyrinthes und der letzten Py¬ 
ramiden am See. 
Mittleres Reich. Um 2100 v. Chr. wird die alte 
nationale Blülhe Aegyptens unterdrückt oder verdrängt durch 
den Einbruch Semitischer, besonders K ana a n i ti s ch e r 
Hirtenvölker, die sich besonders im Delta festsetzen, wo 
auch ihre Könige (ägypt. Hyksos genannt) als XV. und XVI. 
Dynastie in Memphis und Avaris (wahrscheinlich dem späteren 
Pelusium) residiren. Daneben erhält sich die XIV. Dynastie 
der Thebäischen Könige in Oberaegypten und Unteraelhiopien, 
aber tributpflichtig und abhängig von den Hyksos; erst ihren 
Nachfolgern in der XVII. Dynastie gelingt es die fremden 
Eroberer um 1670 (König Aahmes) aus Oberaegypten und um 
oder nach 1600 (K. Tutmes III.) auch aus Uuleraegypten zu 
vertreiben. 
S». 80. Ne lt er es R e i ch. Unter der XVIII.—XX. The¬ 
bäischen Dynastie höchste Blüthe und Macht des aegypti- 
deten Werke ich in den chronologischen Daten hier folge, abweichend 
von den in der 1. Ausgabe benutzten früheren Resultaten Bunsen’s. 
südliche Palacstina herrschend aus und wurden in diesen 
Wohnsitzen, auf die der Name Idumaea der spätem (ma- 
cedonischen) Zeit allein beschränkt wird, Bundesgenossen 
der Juden (vgl. §. 80) und mit ihnen Unterthanen den Rö¬ 
mer. Das alte edomilische Land am Gebirge Seir dagegen 
wurde, unbestimmt in welcher Zeit, in Besitz genommen 
von dem aramäischen, im Euphratlande urcinwohnenden 
Volke (vgl. §. 84) der Nabatbäer, deren Reich mit der 
Hauptstadt Sela oder Petra, von der es bei den Griechen 
den Namen Arabia Petraea erhielt, schon zu Alexanders 
Zeit mächtig und durch Handel blühend war, und sich, süd¬ 
lich an der Küste bis Hauara (Leuce Come, griech. Über¬ 
setzung des aram. Namens, noch jetzt Hauara) ausdehnte. 
Nachdem es seit Augiistus einen zweideutigen Bundesgenos¬ 
sen der Römer gespielt hatte, wurde es von Trajan unter¬ 
worfen und zur Römischen Provinz Arabia umgewandelt. 
(Vgl. Taf. XVI.) 
sehen Reiches. Schon Amenatep III. (1510—1475, der sog. 
Memnon der thebäischen Kolossalstatue) zieht erobernd bis 
Naharina (Mesopotamien); Seti I. (Sethos, 1453 —1394, 
Dyn. XIX.) erobert Kanaan, versetzt die Israeliten nach 
Aegypten, sein berühmterer Sohn Ra niese s II. Maiamun 
(1394 —1328), der Sesoosis oder Sesostris der Griechen*), 
unterwirft ganz Vorderasien bis nach Baktra hin, wie seine 
vielen noch vorhandenen Monumente bezeugen. Sein Sohn 
Menephta I. (1328 —1309) verliert zwar diese Eroberun¬ 
gen wieder und wird durch Aufstand und Einbruch der Ka- 
naanitischen Völker in Untcraegypten zur Flucht nach Aethio¬ 
pien gezwungen, erobert aber 1314 sein Reich wieder und 
zwingt die Israeliten zum Auszug; auch sind seine Mo¬ 
numente bemerkenswert)! durch die älteste Erwähnung des 
Namens der Jüna (Griechen). Unter der XX. Dyn. (Ra¬ 
ineses III., Pctut^iriTos um 1277) die letzten glücklichen 
Heerzüge nach Asien, dann schnelles Sinken der aegyptischen 
Macht, deren Silz jetzt wieder Memphis wird, Erst Sche- 
schonk von Buhastis (Sesak des A. T. 940—19, Dyn. XXII.) 
und Oserkan I. (Serach 919 — 904) machen wieder sieg¬ 
reiche Einfälle in Juda und Syrien; unter Pehor von Sais 
(Bocchoris, Dyn. XXIV 743) erste Ansiedlungen der Griechen 
in Aegypten. Die XXV. Dyn. besteht aus Aethiopischen Er¬ 
oberern: Schebek (Sabakon 725), Schebetek (Severhus 717), 
Tahraka (Tirhaka, Tearkon 703), welche gleichfalls um den 
Besitz von Syrien Kriege mit den Assyriern führen; ihrer 
Vertreibung nach Oberaegypten 685 folgt ein Interregnum 
mehrerer kleiner Dynastien, unter welchen die XXVI. Sai- 
tische unter Psametik I. 664 den Thron allein behauptet. 
Neku II. s. 610, lässt Africa umschiffen, erobert nach der 
Schlacht von Migdol 609 Jerusalem, wird 6Ö5 bei Karchemisch 
von Nebukadnezar geschlagen und verliert damit Syrien wie¬ 
der. Nur unter Aahmes (Amasis, 570) wird die Aegyptische 
Macht nochmals erweitert durch Bildung einer Flotte und 
*) Dieser Name scheint aus dem des Vaters, oder dem Patronymicum 
Seseti (d. i. Sohn des Seti) nebst dem Anklang an den älteren Königs¬ 
namen Sesurtesen corrnmpirt; der ächte Name Ramses findet sich bei 
Tac. Ann. 11. 69.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.