fullscreen: Grundzüge der allgemeinen Erdkunde

Tie Kometen. 
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ausspinnen zu wollen, wird es einleuchten, daß dieser Glaube eine 
höchst schädliche Wirkung auf ein unwissendes Volk haben mußte, da er 
sich den indolenten Gewohnheiten der Menschen so sehr anschmiegte, und 
den Wahn begünstigte, als ob alle Umstände des Lebens, unabhängig von 
den Anstrengungen, die der Mensch etwa machen möchte, zum Voraus be- 
stimnit seyen. 
Bei einem solchen Glauben mußte der Geist von jeder himmlischen 
Erscheinung zum Voraus ein bestimmtes persönliches Resultat erwarten, 
und Kometen und Finsternisse wurden mit einer Furcht betrachtet, welche 
die Unbekanntschast mit der Natur der einen und der llrsachen der andern 
noch vermehrte. 
Die physikalische Beschaffenheit der Kometen ist heutzutage nicht viel 
besser bekannt, als in früheren Zeiten, obwohl die Alten verschiedene An¬ 
sichten über ihren Charakter gehabt zu haben scheinen. Tie Peripatetiker 
beschrieben sie als Meteore, während Aristoteles, Plutarch und Andere sie 
den planetarischen Körpern anreihten. „Ich kann nicht glauben/' sagt Seneca, 
„daß ein Koniet eine plötzlich entzündete Flamine sey, sondern er muß den 
ewigen Werken der Natur beigesellt seyn. Ein Komet hat seinen eigenen 
Platz und entfernt sich nicht leicht von demselben; er geht seinen Weg und 
erlischt nicht, sondern verschwindet nur unsern Augen. Aber, werdet ihr 
sagen, wenn er ein Wanderstcrn wäre, so würde er sich ja im Thierkreis 
halten? Wer kann aber allen Sternen eine Grenze setzen? Wer kann 
die Werke der Gottheit auf einen so engen Raum beschränken? Die Kör¬ 
per, welche ibr für die einzigen haltet, die sich bewege», haben alle sehr 
verschiedene Kurven; warum soll es also nicht auch solche geben, die eine 
so eigenthümliche Bewegung haben, daß sie sich weit von den übrigen 
entfernen müssen?" 
Newton entdeckte, daß die Kometen Körper sind, welche sich in be¬ 
stimmten Bahnen um die Sonne bewegen. Sobald dieser Naturforscher die 
Gesetze der allgemeinen Gravitation entdeckt hatte, wendete er sie dazu an, I 
die Bewegung der Kometen zu bestimmen; denn da er nachgewiesen hatte, 
daß nach den Bedingungen jener Kraft ein Körper jeden beliebigen Kegel¬ 
schnitt um die Sonne beschreiben könne, so hielt er es für möglich, daß 
auch Kometen in ihren scheinbar unregelmäßigen Bewegungen durch Gra¬ 
vitation regiert werden dürften. Der Koniet von 1680, der sich der Sonne 
bis auf ‘/6 ihres Durchmessers näherte, setzte ihn in den Stand, die 
Wahrheit seiner Vermuthung daczuthuu; und er bewies, daß sich derselbe 
in einer elliptischen Bahn bewege, die eine so große Ercentricität habe, 
daß sie sich von einer Parabel nicht unterscheiden lasse, und die Sonne in 
einem ihrer Brennpunkte habe. Er bewies ferner, daß, wie bei den Pla- 
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