Full text: [Teil 2, Abteilung 1, [Band 1] = [Mittelstufe], [Schülerband]] (Teil 2, Abteilung 1, [Band 1] = [Mittelstufe], [Schülerband])

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184 C. Didaktisch epische Poesie. XII. Lehrgeoicyre. 
13. 
Ein Vogel ist es, und an Schnelle 
Buhlt es mit eines Adlers Flug; 
Ein Fisch ist's und zerteilt die Welle, 
Die noch kein größres Untier trug; 
Ein Elefant ist's, welcher Türme 
Auf seinem schweren Rücken trägt; 
Der Spinnen kriechendem Gewürme 
Gleicht es, wenn es die Füße regt; 
Und hat es fest sich eingebissen 
Mit seinem spitz'gen Eisenzahn, 
So steht's gleichwie auf festen Füßen 
Und trotzt dem wütenden Orkan. 
XII. Lehrgedichte. 
149. Das Lob des Eisens. 
Don Valerius Wilhelm Neubeck. Die Gesundbrunnen. Leipzig 1809. 
Töne, Leier, das Lob des Eisens im Feiergesange! 
Unter den mächtigen Barden im heiligen Erbe Tuiskons 
Pries noch keiner die Frucht der deutschen Heldengebirge; 
Noch kein feierndes Lob erscholl zum Ruhme des Eisens 
5 Unter den Eichen des Hains, der seine Wurzeln hinabstreckt 
Zu dem stillen Geklüft, wo dem Samen der Erde zu keimen 
Mutter Natur gebot und im leisen Wüchse zu reifen. 
Heil dir, edles Geschenk der vaterländischen Berge, 
Das der Sterblichen viele verachten, die thöricht des Goldes 
10 Trügenden Glanz weit mehr verehren und gieriger suchen 
Als dich, Eisen, und deine bescheidneren Schimmer. Verkennt nicht, 
Hermanns Enkel, verkennt nicht das Kleinod eurer Gebirge! 
Horcht, ich singe das Lob des vaterländischen Reichtums! 
Sage, woher, o Krieg, nimmst du dein Waffengeschmeide, 
15 Deine geschliffene Wehr zum letzten, entscheidenden Angriff? 
Eisen, gehärtet zu Stahl in der Esse, gebändigt vom Amboß 
Und in den Händen des Künstlers geschärft, bewappnet den Feldherrn; 
Stählerne Rüstung umpanzert die thatenschwangere Brust ihm. 
Heil dir, edles Geschenk der vaterländischen Berge! 
20 Sei gefeiert im Lied, weil du dem Helden zum Rachschwert 
Dienst im gerechten Krieg, ihm über den stolzen Erobrer 
Siegen hilfst für das Vaterland in der donnernden Feldschlacht. 
Doch im Frieden ist größer dein Ruhm und schöner dein Segen. 
Siehe, du bist mir werter, und feuriger grüßt mein Gesang dich, 
25 Wann dich die Amboßhand zur blanken Waffe des Friedens 
tämmernd bildet, die kein unmenschlicher Krieger im Herzblut 
chlummernder Säuglinge rötet. Die sanftesten ländlichen Freuden 
Schwellen mir immer das Herz und ergießen in heiligen Hymnen 
Sich mir über die trunknere Lippe, wann ich dich sehe 
30 Blinken am friedsamen Pflug, in der scholligen Furche des Hügels, 
Wann ich höre das Sensengeklirr auf blühendem Anger; 
Wann das Sichelgeräusch im Gefilde der sinkenden Halme 
Lieblich ertönt, wo das bräunliche Schnittermädchen mit blauen 
Blumen ein Seil durchflicht, um die schönste der Garben zu binden;
	        
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